Die Spitex Pfannenstiel, Teil der Zollinger Stiftung, lud erstmals zu einer Fachtagung über die Zukunft der Spitex auf die Forch. Die Qualität der Teilnehmenden zeigte, dass die Fachinformation und der Austausch zum Thema offensichtlich einem echten Bedürfnis entsprechen. Der Kanton war mit dem neuen Chef des Amts für Gesundheit, Jörg Gruber, vertreten. Referate aus der Praxis und Gedanken des bekannten Publizisten und Altersphilosophen Ludwig Hasler lieferten Inputs, welche die politischen Entscheidungsträger auf Stufe Zürcher Städte und Gemeinden sicherlich bestärken, ihre Spitex-Entscheidungen nicht nur politisch, sondern auch fachlich abzustützen.
2023 fand eine Trendumkehr statt: Die privaten Spitex-Organisationen verrechneten mehr Stunden als die Spitex der Städte und Gemeinden. «Diese Entwicklung muss uns zu denken geben», erklärte Tobias Diener, Direktor der Zollinger Stiftung, anlässlich des 1. Spitex-Forums Region Pfannenstiel. Der grosse Saal des Pflegezentrums Forch war bis auf den letzten Platz besetzt. Über 120 Teilnehmende der Spitex-Branche aus dem ganzen Kanton Zürich, zahlreiche Entscheiderinnen und Entscheider auf Stufe Gemeinde- und Stadtrat sowie Verwaltung nahmen an diesem ersten regionalen Austausch auf Einladung der Spitex Pfannenstiel teil. Claudius Holinski, Leiter der Spitex Pfannenstiel, übernahm die Gastgeberrolle an diesem Nachmittag.
Derzeitige Entwicklung belastet Städte und Gemeinden finanziell stark
Spitex-Einsätze unter 35 Minuten, so analysierte Tobias Diener, seien für die beauftragten Spitex-Organisationen nicht kostentragend. Das Wachstum der privaten Spitex findet in erster Linie im Betreuungsbereich und bei längeren Spitexeinsätzen statt, weil sie im Gegensatz zur öffentlichen (beauftragten) Spitex Schwergewichte setzen dürfen. «Unsere Spitex Pfannenstiel und alle anderen beauftragten Spitex-Organisationen müssen von Gesetzes wegen die ganze Bandbreite von der Verabreichung eines Medikaments bis zur umfassenden Versorgung nach einem Spitalaufenthalt abdecken. Diese Zweiteilung der Marktteilnehmer ist nicht nachhaltig und führt zu einer stark ansteigenden finanziellen Mehrbelastung der Städte und Gemeinden», warnte Tobias Diener.
Béatrice Mast, CEO von Dovida Schweiz (ehemals Home Instead), bestätigte die Aussagen von Tobias Diener. Sie diskutierte unter der Leitung von Michael Kaspar, Chefredaktor des Zürcher Oberländer, mit Nathalie Möckli, Institut für Pflegewissenschaften der Universität Basel, Pia Baur-Manzetti, Präsidentin des Spitex-Verbands Kanton Zürich und Tobias Diener die Zukunftsaussichten für die Spitex-Landschaft.
Ohne Spitex-Zusammenschlüsse dürften Kosten weiter steigen
Aus der Sicht einer wissenschaftlichen nationalen Spitex-Studie rief Nathalie Möckli die Teilnehmenden auf, mehr noch auf Innovationen in den Versorgungsmodellen zu setzen. Denn die steigenden Demenz-Raten und die Häufung der psychischen Erkrankungen führten zu mehr Betreuungsbedarf im Spitex-Bereich. Für Pia Baur gibt es zu viele schwarze Schafe bei den privaten Spitex-Organisationen, welche die notwendige Qualität nicht erbringen. Nur wenn strenger kontrolliert würde, herrschte für alle Spitex-Organisationen wieder gleichlange Spiesse. Für Tobias Diener stellt sich schliesslich die Frage, ob der Kanton noch mehr in Richtung Regulierung drücken solle oder ob eine Stärkung der öffentlich-beaufragten Spitex-Branche über mehr Zusammenarbeit der Weg sei. Seiner Meinung nach dürften weitere Zusammenschlüsse von beauftragten Spitex-Organisationen folgen. Dabei müsse aber immer sorgfältig abgewogen werden, was und wie zusammengeführt werde. Und es müsse freiwillig-selbstbestimmt geschehen.
Mehr Mut zur integrierten Versorgung
Einer seiner ersten öffentlichen Auftritte als neuer Chef des kantonalen Amts für Gesundheit hatte Jörg Gruber. In seinem Referat lieferte er einen Überblick über die Spitex im Kanton Zürich und die Rahmenbedingungen. Stephan Pahls, erfahrener Spitalmanager und Experte, forderte in seinem Beitrag mehr Mut zu einer integrierten Versorgung, auch an der Schnittstelle zwischen Spitälern und Spitex-Versorgung. Als Beispiel diente ihm das Konzept von Hospital@Home, welches einem dem Spital vergleichbare Pflegeleistung zum Patienten nach Hause bringt. Ohne Spitex, so Pahls, hätten solche kostendämpfenden Ansätze keine Chance.