SPITÄLER
«Kaum ein Spital kann aktuell schwarze Zahlen schreiben» Anne-Geneviève Bütikofer, Direktorin H+
Neues Tarifsystem
Für die Spitäler und Kliniken war die Einreichun des neuen ambulanten Gesamt-Tarifsystems beim Bundesrat 2024 ein wichtiger Meilenstein. Diese kombiniert erstmals ambulante Pauschalen mit einem Einzelleistungstarif. Die Pauschalen stellen eine wichtige Grundlage für ein zukunftsfähiges ambulantes Gesundheitswesen dar. Erstmals werden die Tarife auch im ambulanten Bereich auf eine objektive Datenbasis gestellt, die laufend weiterentwickelt werden kann. So können die erbrachten Leistungen sachgerecht abgegolten werden.
EFAS
Ein zweiter wichtiger Schritt war die Zustimmung zur einheitlichen Finanzierung durch die Stimmbevölkerung. Damit wird die dringend nötige Verlagerung vom stationären in den ambulanten Bereich vorangetrieben, was auch das Kostenwachstum dämpfen wird. Gewichtige Fehlanreize können abgeschafft werden, damit unser Gesundheitswesen fit für die Zukunft gemacht wird. Zudem ist die Zustimmung durch die Stimmbevölkerung aber auch ein wichtiger symbolischer Schritt: Die Bevölkerung konnte von einer umfassenden Reform im Gesundheitswesen überzeugt werden. Das ist ein nicht zu unterschätzender Erfolg der breiten Allianz für diese Reform, der zeigt, dass auch in der Gesundheitspolitik Schritte nach vorne möglich sind.
Finanzierung
Handlungsbedarf besteht für die Spitäler und Kliniken vor allem bei der Finanzierung: Kaum ein Spital kann aktuell schwarze Zahlen schreiben, da die Tarife die effektiven Kosten nicht decken. Insbesondere im ambulanten Bereich ist die Unterdeckung um die 30 Prozent nicht tragbar. Hier ist ein rasches Entgegenkommen der Politik und Krankenversicherer nötig, damit die Spitäler eine wirtschaftliche Perspektive erhalten. Die Versorgungslandschaft durchläuft eine enorme Transformation, und die Spitalbranche wird zur Weiterentwicklung beitragen. Hier steht aber nicht die Zahl der Spitäler im Zentrum, sondern die gewünschte Art der Versorgung für die Bevölkerung. Die chronische Unterfinanzierung der Spitäler muss angegangen werden, sonst droht eine Einschränkung des Versorgungsangebots. Konkret ist eine umgehende Anpassung der Tarife an die realen Kosten nötig.
Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel wird sich gerade im Gesundheitswesen weiter akzentuieren. Um weiterhin attraktive Arbeitsbedingungen zu bieten, brauchen die Spitäler eine Stärkung der unternehmerischen Freiheit durch kostendeckende Tarife. Nicht zielführend sind zentralistische Vorgaben, wie sie der Bundesrat bei der zweiten Etappe der Umsetzung der Pflegeinitiative vorschlägt – insbesondere dann, wenn die Finanzierung nicht geklärt ist.
ÄRZTESCHAFT
«Eine qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung braucht in erster Linie ausreichend und gut qualifizierte Fachpersonen» Yvonne Gilli, Präsidentin von FMH
Ambulante Tarife
Im Jahr 2024 konnten wichtige Fortschritte erzielt werden: Der Bundesrat hat entschieden, die Revision der ambulanten ärztlichen Tarife ab dem 1. Januar 2026 einzuführen. Dies ist ein zentraler Schritt, um den völlig veralteten Tarmed abzulösen und zeitgemässe Rahmenbedingungen für die ärztliche Arbeit zu schaffen. Bis dahin bleibt noch viel zu tun: Die hausärztliche Versorgung muss verbessert und nicht sachgerechte Pauschalen für Spezialärztinnen und Spezialärzte müssen überarbeitet werden.
Ablehnung Kostenbremse-Initiative
Zudem hat die deutliche Ablehnung der Kostenbremse-Initiative gezeigt, dass die Schweizer Bevölkerung hinter einer qualitativ hochstehenden und allgemein zugänglichen Gesundheitsversorgung steht. Dieses Ergebnis ist ein klares Signal gegen Rationierungen und für eine bedarfsgerechte medizinische Betreuung.
EFAS
Eine sehr breite Allianz von der Spitex über die Heime bis hin zu den Hausärztinnen haben diese Reform unterstützt, um den grössten bestehenden Fehlanreiz in der Finanzierung unseres Gesundheitssystems zu beheben. Das Ja wird die Qualität der ambulanten Betreuung sehr unterstützen und die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Gesundheitsberufen fördern.
Herausforderungen 2025
Eine effiziente und qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung braucht in erster Linie ausreichend und gut qualifizierte Fachpersonen, die Zeit für Patientinnen und Patienten haben, denen die notwendigen Medikamente und Hilfsmittel zur Verfügung stehen und die ihre Arbeit kostendeckend, abseits von Fehlanreizen und umfangreicher Bürokratie erledigen können. Für die FMH stehen deshalb auch im 2025 folgende Herausforderungen im Fokus:
❱ Ausreichend Fachkräfte: Um dem zunehmenden Fachkräftemangel wirkungsvoll entgegenzuwirken, braucht es eine Erhöhung der Studien-, Ausbildungs- und Weiterbildungsplätze, attraktive Arbeitsbedingungen, innovative interprofessionelle Versorgungsmodelle und nutzenbringende Digitalisierung, die einen effizienten Einsatz der Gesundheitsfachpersonen ermöglichen.
❱ Erfolgreiche Ambulantisierung: Die Verlagerung von stationären zu ambulanten Behandlungen ist nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sondern verbessert auch die Versorgungsqualität. Essenziell ist dabei eine sektorenübergreifende Finanzierung und eine nahtlose Integration der Versorgungsmodelle. Die Nahtstellen zwischen dem stationären und dem ambulanten Sektor müssen weiterentwickelt und der digitale Informationsfluss sichergestellt werden.
❱ Administrative Entlastung: Heute überlegt sich jede dritte junge Ärztin, wieder aus dem Beruf auszusteigen. Die administrative Überlastung ist einer der Hauptgründe dafür. Weniger Bürokratie schafft mehr Zeit für Patientinnen und Patienten und verbessert die Arbeitszufriedenheit von Ärztinnen und Ärzten. Weniger Regulierungen und Reduktion von administrativer Belastung verbessert so die Qualität der Patientenversorgung und ermöglicht eine sinnhafte Berufsausübung für die Ärzteschaft.
WIRTSCHAFT
«Die Balance zwischen Effizienz und Qualität der Versorgung bleibt der Kern einer guten Gesundheitspolitik» Fridolin Marty, Leiter Gesundheitspolitik Economiesuisse
Parlament
2024 war aus gesundheitspolitischer Sicht ein ereignisreiches, wenn auch wechselhaftes Jahr. In den letzten zwölf Monaten wurden 536 Geschäfte eingereicht. Im Jahr 2014 waren es noch 305 und zehn Jahre zuvor 128, was den parlamentarischen Aktivismus verdeutlicht. Was wurde erreicht? Nicht viel, aber das sind vor allem gute Nachrichten! Zum gefühlten hundertsten Mal wurde versucht, die Zahnmedizin über die Grundversicherungsprämie zu finanzieren. Glücklicherweise hat das Parlament dem nicht zugestimmt. Insgesamt wurden die meisten Anträge entweder zurückgezogen, oder ihnen wurde keine Folge gegeben. Wo dies nicht der Fall war, hat das Parlament nachgebessert. Gemessen am Input ist der Output des Parlaments also gar nicht so schlecht.
Mehr Eigenverantwortung
So ist die Stärkung der Eigenverantwortung endlich ein Thema geworden. Mehrere Motionen wollen den Selbstbehalt erhöhen oder zumindest an die Kostenentwicklung koppeln. Zudem wurde ein Verpflichtungskredit für die Förderung der digitalen Transformation im Gesundheitswesen (DigiSanté) gesprochen und die Übergangsfinanzierung des elektronischen Patientendossiers gesichert. Hier wird sich allerdings erst in einiger Zeit zeigen, ob diese Bundesgelder sinnvoll eingesetzt werden. DigiSanté hat wohl die grösseren Erfolgschancen. Vor allem wenn man sieht, wie sich die Verwaltung bemüht, das Geschäft mit den Stakeholdern voranzutreiben. Hier wird die Krux darin bestehen, DigiSanté nicht als reines Entwicklungsprogramm für die Verwaltung, sondern für das gesamte digitale Ökosystem nutzbar zu machen.
Digitale Wettbewerbsfähigkeit
Damit komme ich zur erfreulichsten Nachricht des Jahres 2024: Die Schweiz ist Vize-Weltmeister in der digitalen Wettbewerbsfähigkeit! In einem aktuellen Ranking der IMD Business School zur «digitalen Wettbewerbsfähigkeit» belegt die Schweiz hinter Singapur den zweiten Platz. Die Bewertung basiert auf Kriterien in den Dimensionen: «Wissen» (Rang 1), «Technologie» (Rang 4) und «Zukunftsfähigkeit» (Rang 5). Zu den Stärken der Schweiz zählen das geistige Eigentum, die Rekrutierung von hoch qualifizierten ausländischen Fachkräften, der gute Wissenstransfer zwischen Hochschulen und Wirtschaft sowie generell die Internationalität der Schweiz. Schwachpunkte sind unter anderem die rechtlichen Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen, die schwache Position bei der Börsenkapitalisierung im IT-Bereich und das mobile Breitband. Das digitale Potenzial der Schweiz ist also unbestritten hoch. Dass wir dieses Potenzial im Gesundheitswesen noch nicht ausschöpfen, hat mit der Regulierung zu tun. Im letzten Jahr war aber der Wille von Parlament, Regierung und Verwaltung spürbar, dies zu ändern. Ich bin optimistisch, dass der Schweiz in wenigen Jahren ein Tigersprung in der Digitalisierung gelingt.
Pauschalen
Aus internationaler Sicht hat das Schweizer Gesundheitswesen zwei Vorteile: Es ist nach wie vor stärker eigenverantwortlich finanziert als in den meisten anderen OECD-Ländern, und es weist eine im Vergleich hohe Behandlungsqualität auf. Letzteres ist nicht zuletzt dem viel gescholtenen Einzelleistungskatalog zu verdanken. Dieser führt zu einer patientengerechten Versorgung mit der Tendenz zur Überversorgung. Das ist teuer und teilweise ineffizient, führt aber insgesamt zu einer guten Qualität. Die Alternative wurde in diesem Jahr vorbereitet: Mit der Einführung von Tardoc sollen die Pauschalen kommen. Das führt zu einer effizienteren Versorgung, kann aber zu Unterversorgung und schlechterer Qualität führen. Man darf gespannt sein, wie sich die Pauschalen in dieser Hinsicht auswirken werden. Die Balance zwischen Effizienz und Qualität der Versorgung bleibt der Kern einer guten Gesundheitspolitik.
Senkung der Gesetzes- und Verordnungslast
Economiesuisse setzt sich dafür ein, dass die Behandlungsqualität und die Eigenverantwortung erhalten bleiben. Für Erstere müssen unbedingt Tarife zugelassen werden, welche die Qualität berücksichtigen. Dies ist nicht für alle Behandlungen möglich, wäre aber für einige häufige Eingriffe ein Segen. Die Eigenverantwortung kann durch die hängigen Motionen zur Kostenbeteiligung gestärkt werden, wenn sie vom Parlament angenommen werden. Auch die Versorgungssicherheit ist uns ein Anliegen. Dazu werden wir demnächst ein Positionspapier veröffentlichen. Schliesslich wollen wir Reformen anstossen, die den administrativen Aufwand für Leistungserbringer, Kassen und Verwaltung verringern. Dies kann durch eine Reduktion der Gesetzes- und Verordnungslast erreicht werden. Economiesuisse wird dazu im Laufe des nächsten Jahres Ideen präsentieren.
PHARMA
«Es ist wichtig, dass das Parlament das veraltete Preisbildungssystem für Medikamente rasch modernisiert» René Buholzer, Geschäftsführer und delegierter des Vorstands von Interpharma
Ganzheitliche Ansätze
Die Stimmberechtigten haben dieses Jahr Zeichen gesetzt: mit der Ablehnung der Kostenbremse-Initiative ein Zeichen gegen Rationierung; mit dem Nein zur Prämien-Entlastungs-Initiative ein Zeichen gegen stärkere Umverteilung oder falsche Anreize. Auch bei der einheitlichen Finanzierung zeigte sich, dass ein grosser Teil der Bevölkerung ganzheitliche Reformen wünscht. Für ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen braucht es ganzheitliche Ansätze auch im Spannungsfeld zwischen Gesundheitskosten und einer sicheren medizinischen Versorgung. Die Pharmaindustrie ist sich dessen bewusst und trägt zu jährlich wiederkehrenden Einsparungen von weit über 1,5 Milliarden Franken bei.
Medikamenten-Zulassung
Gleichzeitig wird aber der Patientenzugang zu benötigten Medikamenten und Therapien immer schlechter. Zwar scheint das Parlament nun gewillt, die Vorschläge von Interpharma für einen Zugang ab dem Tag der Medikamenten-
Zulassung aufzunehmen. Doch es besteht die Gefahr, dass die Massnahmen so weit verwässert werden, dass sie wirkungslos bleiben. Das darf nicht passieren, und es braucht die konstruktive Mitarbeit aller Akteure, um die Versorgungssicherheit mit Medikamenten in der Schweiz wieder zu verbessern.
Drei Prioritäten für 2025
Ein resilientes und zukunftsfähiges Schweizer Gesundheitswesen stützt sich auf mehrere Faktoren. Drei dieser Faktoren, auf die Interpharma im kommenden Jahr besonderes Augenmerk legen wird, sind:
❱ Starke Gesundheitsversorgung für eine gesunde Bevölkerung: Ein schneller und gleichberechtigter Zugang zu medizinischen Leistungen entspricht dem Wunsch der Bevölkerung und muss im Schweizer Gesundheitswesen oberste Priorität haben. Im Fokus der Politik lag anstelle von klugen Reformen bisher vor allem die Kostendämpfung – diese rettet aber kein Menschenleben, sondern gefährdet im Gegenteil die Versorgung der Patientinnen und Patienten mit Medikamenten und Therapien immer mehr. Daher ist wichtig, dass das Parlament das veraltete Preisbildungssystem für Medikamente rasch modernisiert und den Patientenzugang ab Tag der Zulassung durch Swissmedic nicht zum Papiertiger umgestaltet. Neben Linderung und Heilung ist aber auch die Prävention ein wichtiger Schlüssel zu einer gesünderen Bevölkerung. Interpharma sieht in mehreren Bereichen Handlungsbedarf und wird sich aktiv in die Debatte einbringen.
❱ Stärkung des Forschungsumfelds: Für eine hochwertige Gesundheitsversorgung braucht es ein innovationsfreundliches Umfeld. Medizinische Innovationen sollten als Investition in die Gesundheit betrachtet werden. Ein starker Forschungsplatz sorgt dafür, dass solche Innovationen früh in der Schweiz verfügbar sind. Doch das Umfeld wird schwieriger: Die Schweiz verliert etwa als Standort für klinische Studien an Bedeutung. Gegen diesen Trend helfen eine schnelle Digitalisierung des Gesundheitswesens und ein nationales Ökosystem für Gesundheitsdaten. Zudem wurde erneut eine Initiative für ein Verbot von Tierversuchen eingereicht, trotz des klaren Neins von 79,1 Prozent bei der Abstimmung 2022. Ein solches Verbot könnte die Entwicklung neuer Therapien in der Schweiz gefährden. Es braucht daher weiterhin Aufklärung über die Notwendigkeit von Tierversuchen und die Bemühungen der Industrie für das Tierwohl.
❱ Gemeinsame Wohlfahrt und nachhaltige Entwicklung: Die Pharmaindustrie ist ein wichtiger Pfeiler der Schweizer Wirtschaft. Sie steht für Spitzenforschung, innovative Arzneimittel und die lokale Produktion hochwertiger Medikamente, was für Wohlstand und Gesundheit von unschätzbarem Wert ist. Schweizer Pharmaunternehmen versorgen die Bevölkerung zuverlässig und sind auch im Export führend. Für weiterhin attraktive Arbeitsplätze und einen Beitrag zum gesellschaftlichen Wohlstand sind Offenheit und Vernetzung entscheidend. Eine kleine Volkswirtschaft wie die Schweiz profitiert von offenen Grenzen und internationaler Zusammenarbeit, um die Mobilität von Fachkräften und die Versorgung mit Gesundheitsgütern zu sichern. Interpharma setzt sich daher für eine offene Schweiz und stabile Beziehungen zur EU und weltweit ein.
APOTHEKEN
«Wir fordern die Einrichtung eines umfassenden nationalen Informationssystems für Lieferengpässe» Martine Ruggli, Präsidentin Schweizerischer Apothekerverband Pharma Suisse
Neuer Vertriebsanteil
Der Bund führte auf den 1. Juli 2024 ein neues Preismodell für die Abgabe von Medikamenten ein. Die angepassten Preise fördern die Verwendung von günstigeren Generika und Biosimilars und werden Einsparungen von mehreren Hundert Millionen Franken bringen. Dies, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden. Davon profitieren Prämienzahlerinnen und Prämienzahler. Aufgrund der bevorstehenden Aufnahme weiterer Generika und Biosimilars in die Spezialitätenliste (SL) wird das Einsparpotenzial in den nächsten Jahren weiterwachsen. Insgesamt kann mit beträchtlichen und nachhaltigen Einsparungen von mehreren Hundert Millionen Franken gerechnet werden. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag, um in Zukunft den Kostenanstieg im Gesundheitswesen zu dämpfen und gleichzeitig die hohe Qualität der Versorgung in der Schweiz weiterhin sicherzustellen.
Volksinitiative «Ja zur medizinischen Versorgungssicherheit»
Aktuell fehlen in der Schweiz rund 700 Medikamente. Es besteht deshalb dringender Handlungsbedarf, die Gesundheit unserer Bevölkerung ist gefährdet. Deshalb haben 20 Verbände, Organisationen und Unternehmen des schweizerischen Gesundheitswesens gemeinsam mit dem 23-köpfigen Initiativkomitee im April 2023 die Volksinitiative «Ja zur medizinischen Versorgungssicherheit» lanciert. Am 3. Oktober 2024 konnte die Sammlung mit 131 542 Unterschriften erfolgreich abgeschlossen werden, und das Initiativkomitee übergab der Bundeskanzlei in Bern die Unterschriften. Das Einreichen der Unterschriften für die Volksinitiative markiert ein wichtiges Etappenziel. Doch unser Engagement geht weiter: Wir bleiben im Dialog mit den zuständigen Bundesbehörden, um konkrete Massnahmen zur Unterstützung der Apotheken zu erwirken. Die Apothekerinnen und Apotheker und ihre Teams setzen sich seit Jahren unermüdlich dafür ein, den Versorgungsengpässenbei Arzneimitteln zu begegnen und die Sicherheit der Patientinnen und Patienten zu gewährleisten.
Nationales Informationssystem
Konkret fordern wir die Einrichtung eines umfassenden nationalen Informationssystems für Lieferengpässe bei allen Medikamenten der Spezialitätenliste (SL) sowie rezeptpflichtigen Arzneimitteln mit Angabe der verfügbaren Ersatzpräparate; eine klare und offiziell gültige Definition der Begriffe «versorgungsnotwendiges Medikament» und «Versorgungsengpass», um ein gemeinsames Problemverständnis zu fördern; eine angemessene Anerkennung und Abgeltung für den Zusatzaufwand, den Apotheker bei der Bewältigung von Arzneimittel-Versorgungsengpässen leisten, einschliesslich der Suche nach Ersatzpräparaten und der Koordination mit Patientinnen und Patienten und der Ärzteschaft; sowie die längst überfällige Anpassung der aus dem Jahr 1995 stammenden Arzneimittelliste mit Tarif (ALT), um die aktuellen Kosten der Wirkstoffe und des Aufwands abzubilden; die Schaffung einer Bundeskompetenz im Sinne einer klaren Regelung der Verantwortlichkeiten und Kompetenzen im Bereich der Arzneimittel-Versorgungssicherheit; eine standardisierte Prüfung neuer regulatorischer Massnahmen im Arzneimittelbereich im Gesamtkontext der Versorgungssicherheit.
EFAS
Dank der einheitlichen Finanzierung der Gesundheitsleistungen (EFAS) werden alle Bereiche der Grundversicherung solidarisch nach dem gleichen Schlüssel finanziert. Die Reform fördert die Ambulantisierung und wirkt dadurch kostendämpfend, ohne Einbussen bei der Versorgungsqualität machen zu müssen. Zudem bleibt die heutige Tarifpartnerschaft bestehen.
E-Rezept Schweiz
Gemeinsam mit der Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH hat der Schweizerische Apothekerverband Pharmasuisse die Entwicklung des elektronischen Rezepts lanciert. Ein sicheres, aber auch datenschutzkonformes E-Rezept, das für Patientinnen und Patienten sowie für Leistungserbringer einfach anzuwenden ist, kann in Zukunft grossen Mehrwert schaffen. Es dient der Optimierung von Prozessen, und Patientinnen und Patienten haben jederzeit Zugriff auf ihr Rezept. Zudem können die Rezepte leicht überprüft werden, sie sind weniger fehleranfällig, fälschungssicherer und kopiergeschützt.
Kostendämpfung im Gesundheitswesen/Massnahmenpaket 2
Im Fokus der gesundheitspolitischen Diskussionen im Jahr 2025 stehen die steigenden Kosten sowie entsprechende Massnahmen zur Kostendämpfung. Apothekerinnen und Apotheker können einen wichtigen Beitrag leisten. Indem sie die Verschwendung und Fehlmedikationen reduzieren und die Behandlungseffizienz durch Compliance-Erhöhung und Sicherheitsbetreuung erhöhen. Dazu sind wichtige Revisionen des Krankenversicherungsgesetzes notwendig. Als Verband fordern wir, dass die Leistungen der Apothekerinnen und Apotheker, welche in der KVG-Revision schon lange auf dem Tisch des Parlaments liegen, endlich angenommen werden. Der Schweizerische Apothekerverband Pharmasuisse begrüsst das zweite Massnahmenpaket zur Kostendämpfung und insbesondere die unbestrittene Anpassung der Artikel 25 und 26 des Krankenversicherungsgesetzes (KVG).
Kantonale Anpassungen
Hinsichtlich der Umsetzung des KDP2 sowie der schweizweiten Harmonisierung von Apothekerleistungen sind Anstrengungen auf kantonaler Ebene notwendig – insbesondere bei «Impfen» und «Analysen» (Kapillare und venöse Blutentnahme; Darmkrebsscreenings). Damit die Apothekerschaft ihre zentrale Rolle in der medizinischen Grundversorgung und ihr kostendämpfendes Potenzial jedoch voll entfalten kann und insbesondere auch für die adäquate Umsetzung des KDP2 sind Anpassungen der aktuellen kantonalen Rahmenbedingungen und ein schweizweit harmonisierter Einbezug der Apothekerschaft gemäss ihren universitären Kompetenzen in die medizinische Grundversorgung notwendig.
Einführung des neuen Apothekentarifs LOA V
Der neu eingereichte Apothekentarif LOA V fördert die Generika-Abgabe, bringt mit dem Blistering eine Innovation, die die Patientensicherheit erhöhen kann, schafft mit einem abgestuften Tarifmodell mehr Transparenz und ist sachgerechter. Geplant war die Einführung des neuen Tarifs auf den 1. Januar 2025. Leider ist aufgrund der verspäteten Erstrückmeldung seitens Bundesamts für Gesundheit (BAG) die Einführung der LOA V am 1. Januar 2025 nicht mehr umsetzbar. Hingegen erachten die Vertragspartner gemeinsam mit dem BAG eine Genehmigung mit Inkrafttreten per 1. Januar 2026 als realistisch. Weiter fordert Pharmasuisse vom Bund die Prüfung und Anpassung der Arzneimittelliste mit Tarif (ALT), dem Tarif für die Herstellung von Arzneimitteln, der seit 1995 nicht vollständig revidiert wurde.
Fachkräftemangel
Auch in den Apotheken ist der Mangel an Fachkräften zunehmend spürbar und setzt die Apothekenteams unter Druck. Der Schweizerische Apothekerverband Pharmasuisse fordert deshalb die Sicherstellung von genügend Ausbildungsplätzen mit Unterstützung des Bundes, Förderung der Kompetenzen der Fachfrau/Fachmann Apotheke sowie administrative Entlastung unter anderem durch Digitalisierung.
Interprofessionelle Zusammenarbeit
Zur Ausübung ihrer Rolle als medizinische Grundversorger und Sicherstellung eines kontinuierlichen Patientenpfades sind die Apotheken auf interprofessionelle Zusammenarbeit mit medizinischen Leistungserbringern und Gesundheitsfachpersonen angewiesen. Der Schweizerische Apothekerverband Pharmasuisse setzt sich für eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe sowie positive, auch finanzielle, Anreize und innovative regulatorische Lösungen zur Förderung der Interprofessionalität ein.