Mit dem demografischen Wandel wächst auch die Zahl älterer Menschen mit komplexen gesundheitlichen Bedürfnissen. Gerade bei chirurgischen Eingriffen sind gebrechliche Patientinnen und Patienten mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen besonders gefährdet.
«Internationale Studien zeigen, dass ein geriatrisches Ko-Management postoperativen Komplikationen wie beispielsweise Delir, verlängerten Spitalaufenthalten oder dem Verlust der Selbstständigkeit wirksam entgegenwirken kann», sagt Prof. Dr. med. Antonio Nocito, Chefarzt Chirurgie am KSB. «In der Schweiz ist dieser präventive, koordinierte Behandlungsansatz bisher kaum etabliert. Dieses Manko wollen wir mit unserem Pilotprojekt beheben.»
Modellprojekt mit wissenschaftlichem Anspruch
Im Zentrum des Projekts steht die enge Zusammenarbeit von Chirurgie und Geriatrie – vereint durch ein gemeinsames Ziel: «Was Chirurgie und Geriatrie verbindet? Ganz einfach: der Wunsch, ältere und gebrechliche Patientinnen und Patienten auch bei grösseren Eingriffen optimal zu begleiten», sagt Antonio Nocito.
«Umso mehr freut es uns, dass der Kanton Aargau unser Pilotprojekt mit einer halben Million Franken unterstützt.» Für die chirurgische Forschung am KSB handle es sich um ein Novum: «Damit setzt der Kanton Aargau ein starkes Zeichen für Innovation, Qualität und Nachhaltigkeit in der medizinischen Versorgung.»
Neue Sprechstunde
Im Rahmen des zweijährigen Projekts werden Patientinnen und Patienten ab 65 Jahren, bei denen ein Eingriff an der Bauchspeicheldrüse, dem Dick- oder dem Enddarm geplant ist, systematisch auf Gebrechlichkeit untersucht. Wer als gebrechlich gilt, wird in eine neu geschaffene, fachübergreifende Sprechstunde eingeladen.
Dort erarbeiten Fachpersonen aus Chirurgie, Altersmedizin, Physiotherapie, Ernährungsberatung und Innerer Medizin ein individuelles Betreuungskonzept, das perioperativ – also bereits vor dem Eingriff – zum Tragen kommt. Ziel ist es, Komplikationen wie beispielsweise Delir, lange Spitalaufenthalte oder einen erhöhten Pflegebedarf zu vermeiden.
«Ein besonderer Dank gilt Frau PD Dr. Andrea Wirsching, die dieses Projekt mit grossem Engagement initiiert hat», betont Nocito. «Ebenso danken wir unseren Kolleginnen und Kollegen der beteiligten Fachbereiche, die das Co-Management nicht nur mittragen, sondern aktiv mitgestalten.»