Frau Prof. Marquardt, warum gerade jetzt ein Planungshandbuch für demenzsensible Spitalbauten?
In den Spitälern sind immer mehr ältere Patienten mit kognitiven Einschränkungen oder einer Demenz zu versorgen. Das bringt vielfältige Herausforderungen für alle Beteiligten mit sich – die Patientinnen und Patienten selbst, ihre Angehörigen, Pflegekräfte und Ärzte. In vielen Jahren Forschung haben wir gesehen, wie sehr geeignete räumliche Umgebungen die Symptomatik und den Verlauf einer Demenz positiv beeinflussen können. Allerdings wurden die entsprechenden baulichen Maßnahmen bisher kaum in Spitälern umgesetzt. In den letzten Jahren hat die Robert Bosch Stiftung in Deutschland Projekte zum Thema «Demenzsensibles Akutspital» gefördert, sodass wir Erfahrungen mit der Gestaltung von Spitalumgebungen sammeln konnten. Auf dieser breiten Grundlage und unter Förderung der Robert Bosch Stiftung konnte das Planungshandbuch entstehen.
An wen wendet sich das Buch?
An alle, die mit dem Thema «Spital» zu tun haben: Architekten, medizinisches und pflegerisches Personal, Mitarbeitende aus Technik und Verwaltung gleichermaßen.
Was erwartet die Leser – eher Theorie oder viel Praxis?
Beides. Das Buch ist so aufgebaut, dass man auch nur einzelne Kapitel lesen kann, wenn man eine ganz spezifische Fragestellung hat und sich mit der Thematik sonst schon gut auskennt. Auch kann man sich anhand der Praxisbeispiele darin für eigene Planungen inspirieren lassen. Will man sich jedoch neu in das Feld einarbeiten, bekommt man in den Einführungskapiteln das notwendige theoretische Wissen geliefert.
Können auch Alters- und Pflegeheime Nutzen aus Ihrem Buch ziehen oder geht es nur um Spitäler?
Die grundlegenden Mechanismen der Zusammenhänge zwischen Menschen mit Demenz und dem sie umgebenden Raum sind in Alters- und Pflegeheimen dieselben wir in Spitälern. Somit kann die im Buch beschriebene grundlegende Herangehensweise demenzsensibler Gestaltung bei beiden genutzt werden. Die Ausführungshinweise für einzelne Funktionsstellen wie auch die Praxisbeispiele fokussieren jedoch das Spital.
Was empfehlen Sie Spital-Leitenden, die keinen Neubau planen, aber in ihrem bestehenden Gebäude etwas ändern wollen?
Auch im Bestand kann man sehr viel tun. Ich denke da an die Planung von räumlichen Ankerpunkten mit Aktivierungskonzepten auf der Station, aber auch an Leit- und Orientierungssysteme, Farbgestaltungen und Beleuchtung. Nicht alles muss auf einmal in einem Umbau realisiert werden. Auch kleine Maßnahmen helfen schon, die z. B. im Zuge von Instandhaltungsmaßnahmen vorgenommen werden. Wichtig ist es, dass man eine Zielkonzeption für die demenzsensible Gestaltung hat, die dann schrittweise umgesetzt werden kann.
Prof. Dr.-Ing. Gesine Marquardt ist Architektin und Professorin für Sozial- und Gesundheitsbauten an der TU Dresden. Sie erforscht und plant demenzsensible Architekturkonzepte in Altenpflegeeinrichtungen und Spitälern.
Kathrin Büter und Gesine Marquardt
Demenzsensible Krankenhausbauten
Handbuch und Planungshilfe
225 x 280 mm, 128 Seiten
80 Abbildungen, Softcover
ISBN 978-3-86922-716-0 (deutsch)
EUR 38.00 / CHF 46,40