Dr. Matthijs Ouwerkerk von Just-medical eröffnete die Veranstaltung und setzte den Rahmen für einen Vormittag voller geballtem Wissen und spannenden Diskussionen. Im Vergleich zu den 60er Jahren sei das Alter der Menschen signifikant gestiegen, was auch die Pflege und Betreuung in Altersheimen, Spitälern und Reha-Einrichtungen betrifft, so Ouwerkerk und fügte an: «Seien Sie stolz auf das, was Sie tun». Mit den Teilnehmenden wurde der Austausch von Ideen und Erfahrungen angeregt, um gemeinsam die Zukunft des Gesundheitswesens zu gestalten.
Bildung, Gesundheit, Sicherheit
Patrick Hässig, gelernter Versicherungskaufmann und ehemaliger Radiomoderator, entschied sich mit 38 Jahren für ein HF-Studium zum dipl. Pflegefachmann. Nach 18 Jahren bei Energy, Radio 24 und SRF 3 arbeitet er nun in Teilzeit auf dem Kindernotfall im Stadtspital Zürich. Seit 2023 ist er zudem für die GLP im Nationalrat tätig. Er hat den Oscar im Gesundheitswesen, den Viktor Award 2024, gewonnen – herzliche Gratulation. Die nächste Verleihung findet am 20. März 2025 statt. In seinem Eröffnungsreferat betont Hässig die enge Verknüpfung von Bildung, Gesundheit und Sicherheit. Er schildert seine Reise vom Radiomoderator ins Gesundheitswesen, wo er während seiner Ausbildung zahlreiche Einblicke, etwa in Operationssäle, erhielt. Er hebt hervor, dass für Erfolg in Gesundheitsberufen Empathie wichtiger ist als Strategie. Hässig plädiert für lebenslanges Lernen und ermutigt dazu, auch mal aus der Komfortzone auszubrechen. Er beschreibt, wie wichtig es ist, dass HR die Mitarbeitenden unterstützt und sie in ihrer Entwicklung fördert. Sein Arbeitgeber hat ihm die Möglichkeit gegeben, die drei Elemente Bildung, Gesundheit und Sicherheit in seinem Leben zu integrieren, was ihn bis heute prägt.
Aktueller Stand der Pflegeinitiative
Professorin Birgit Vosseler leitet das Departement Gesundheit an der OST – Ostschweizer Fachhochschule und ist Mitglied der Hochschulleitung sowie der Kommission Lehre. Politisch ist sie seit über 25 Jahren aktiv und setzt sich für die Pflegeinitiative ein. Sie informiert zum Stand der Pflegeinitiative: Am 28. November 2021 wurde die Pflegeinitiative mit 61 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Sie verpflichtet Bund und Kantone, in die Pflegeausbildung zu investieren und die Rahmenbedingungen zu verbessern. Am 12. Januar 2022 begann die Umsetzung in zwei Etappen, wobei am 16. Dezember 2022 das Parlament der ersten Etappe zustimmte, die eine Ausbildungsoffensive und direkte Abrechnung umfasst. Vom 8. März bis 29. August 2024 lief die Vernehmlassung zur zweiten Etappe, die Verbesserungen bei Arbeitsbedingungen, Löhnen und Ankündigungsfristen sowie die Reglementierung der Masterstufe umfasst. Diese Initiative fördert interprofessionelle Patientenbetreuung und regelt die Kompetenzen von Advanced Practice Nursing (APN). Ein Masterabschluss wird zur Zulassung als Pflegeexpertin/Pflegeexperte erforderlich.
Mitarbeitenden-Prozesse im Onboarding
André Müller ist CEO des KZU-Kompetenzzentrums, das im Auftrag von 20 Gemeinden im Zürcher Unterland Pflegezentren und ambulante Dienstleistungen betreibt. Rund 500 Mitarbeitende und 80 Lernende betreuen etwa 250 Bewohner. Durch innovative Arbeitsmodelle wie eine 38-Stunden-Woche bei gleichem Lohn und Wertschätzung konnte die Fluktuation gesenkt werden. Die Rückkehrquote nach drei bis sechs Monaten liegt bei 35 Prozent. In einem Arbeitnehmermarkt muss das Unternehmen aktiv um Mitarbeitende werben. Ein effektives Onboarding zielt darauf ab, die volle Produktivität schneller zu erreichen und die Mitarbeitendenbindung zu erhöhen. Wichtige Kennzahlen sind Frühfluktuation, Zeit bis zur vollen Produktivität und Mitarbeitendenzufriedenheit. Klare Rollenverteilungen und aktives Feedback sind entscheidend für den Erfolg des Onboardings.
Innovative Möglichkeit des Konfliktmanagements
Jens Hollmann ist ein renommierter Referent und Trainer mit über 20 Jahren Erfahrung im Gesundheitswesen der DACH-Region. Ein zentrales Thema seiner Arbeit ist die Schnittstellenthematik, insbesondere die «dunkle Triade» (Machiavellismus, Psychopathie, Narzissmus), die im medizinischen Umfeld präsent ist. Ein wirksames Instrument zur Konfliktbewältigung in Schweizer Spitälern ist der Einsatz von Klinik-Konfliktlotsen. Hollmann betont, dass die Behebung von Konflikten wie die Behandlung von Krankheiten ist: «Vorbeugen ist besser als heilen», wie Hippokrates schon sagte. Er nennt sieben Gründe für den Einsatz von Klinik-Konfliktlotsen: Kostenersparnis, Vermeidung von Eskalation, Erhaltung von Arbeitsbeziehungen, Verbesserung der Arbeitsatmosphäre, Verhinderung von Stress, zeitliche und finanzielle Einsparungen sowie Prävention zukünftiger Konflikte. Hollmann stellt fest, dass Konflikte, oft Rollenkonflikte, Verteilungskonflikte und Machtkonflikte, gelöst werden können, wenn die Bereitschaft dazu besteht. Wichtig ist die Kommunikation über positive und negative Aspekte und das Wissen der Mitarbeitenden über die Strategie der Organisation. Die Lösung liegt in der Verhaltensänderung, nicht im Streben nach Recht.
Digitalisierung und Kommunikationsmanagement
Stefan Kentrup, assoziierter Partner von Medplus-Kompetenz, ist seit rund 20 Jahren in verschiedenen Rollen und Funktionen im Gesundheitswesen, davon 15 Jahre als Geschäftsführer und kaufmännischer Direktor mit entsprechender Führungsverantwortung in verschiedenen Krankenhäusern (freigemeinnützig und privat). Im Gesundheitswesen sind effiziente und flexible Dienstpläne entscheidend. Das dynamische Umfeld erfordert, die Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu berücksichtigen, um Zufriedenheit und Motivation zu fördern. Im Mittelpunkt erfolgreicher Dienstplanung stehen die Mitarbeitenden, deren Fähigkeiten und Präferenzen berücksichtigt werden müssen.
Ein Gesundheitsbetrieb hat spezifische Anforderungen an die Personalplanung, die neben den Bedürfnissen der Mitarbeitenden auch betriebliche und rechtliche Rahmenbedingungen einbeziehen. Eine automatisierte Dienstplanung reduziert den manuellen Aufwand erheblich und gestaltet den Prozess transparenter und effizienter. Automatisierung ermöglicht die schnelle Anpassung bei Personalausfällen und erleichtert Mitarbeitenden das Tauschen von Schichten.
Trotz der Vorteile können Widerstände bei der Einführung neuer Technologien auftreten. Viele Mitarbeitende stehen automatisierten Systemen skeptisch gegenüber. Dennoch kann der Planungsaufwand durch KI und Algorithmen deutlich gesenkt werden, was Effizienz und Flexibilität im Gesundheitsbetrieb steigert.
Das elfte HR Forum HealthCare ist bereits wieder in Planung und wird am 25. September 2025 im The Circle, Flughafen Zürich, stattfinden.
Die Veranstaltung wurde mit Unterstützung von www.med-jobs.com durchgeführt.