Wenn Sie einmal den Selbstcheck machen. Wissen Sie innerhalb von zehn Minuten:
- Die Anzahl der Arbeitsstunden, die zur Aufbereitung der Textilien eingesetzt werden?
- Die Kosten einer effektiven Arbeitsstunde?
- Den Wäscheverbrauch eines Bewohners/der Haustextilien pro Monat?
- Die Höhe der Jahreslohnkosten für die Aufrechterhaltung des Wäsche-kreislaufes?
- Die Kosten für Wartung/Reparatur/Energie- und Wasser- und Waschmit-telaufwand im Wäschebereich?
Nein? Woran liegt das, dass über eine Kostenstelle, die extrem lohnintensiv ist, so wenige Kennzahlen gebildet werden? Auch wenn der Bereich des Textilmanage-ments nicht der unmittelbaren Wert-schöpfung einer Care-Einrichtung dient, sollte die vollständige Prozesskette so effizient wie möglich strukturiert werden.
1. Die Investitionsstrategie
In diesem ressourcenintensiven Bereich lohnen sich rechtzeitige Überlegungen zur Modernisierung der Maschinen- und Geräteausstattung. Bevor Investitionen geplant werden können, müssen die mittelfristigen Einrichtungsziele für die Wäscherei-dienstleistungen und die zukünftige Entwicklung der Nutzer- beziehungsweise Bewohnerzahl geklärt sein. Ist ein Ausbau der Einrichtung mittel- bis langfristig geplant, müssen auch die Kapazitäten der Wäscherei daraufhin ausgerichtet werden.
Soll die Wäscherei weitere Serviceleistungen übernehmen, muss hierfür ebenfalls das Wäscheaufkommen und der Platz- und Personalbedarf ermittelt werden. Soll die Arbeits- und Schutzkleidung der Mitarbeitenden aufbereitet werden, müssen entsprechende Finishgeräte bis hin zur Ausgabelogistik geplant werden. Und die steigenden Hygieneansprüche fordern ihre Berücksichtigung bei der Leistungsplanung.
Kaufentscheidungen sollten anhand der nötigen technischen Ausstattungsmerkmale wie Ladevolumen, Laufzeiten, Programmdiversität, Energieart und Rückgewinnung getroffen werden. Die spätere Leistungskapazität der Wäscherei ist hiervon abhängig. Ladevolumen und Laufzeiten der Maschinen geben das Anwesenheitsprofil der Mitarbeitenden vor. Ein guter Ladevolumenmix wird der in Zukunft noch steigenden Materialvielfalt im Textilbereich und den individuellen Waschverfahren gerecht. Ermittlung von Wäschebudgets Im jährlichen Investitionsplan müssen die Investitionskosten von Erweiterungs- und/oder Modernisierungsinvestitionen der Wäscherei eingestellt werden.
In der Kostenanalyse sind neben den Anschaffungskosten die Zinsen für die Finanzierung sowie die Abschreibung der Investitionen zu berücksichtigen. Die Einzel- und Gemeinkosten müssen ebenfalls bewertet werden. Die Möglichkeit der Messung und Berechnung des Energie-, Wasser- und Abwasserverbrauchs erleichtert die Budgetplanung für die Wäschereileistungen und schafft damit eine direkte Kostenträgerzuordnung.
Nötige Zwischenzähler werden leider bei Neubauplanungen oder Renovierungen meistens als nicht notwendig erachtet. Die Zusammenführung der einzelnen Kostenarten ergeben die Gesamtkosten der Wäscherei. Anhand der zuvor ermittelten Kennzahlen des Wäscheaufkommens kann nun der reale Preis der Wäschereileistung pro Kilogramm/Wäscheart ermittelt werden. Diese Kosten/Preise müssen sich mit gleichwertigen Leistungsangeboten externer Dienstleister messen lassen.
2. Prozessmanagement und Schnittstellenklärung
Die Personalkosten sollten durch aktuelle Kostenerhebungen jederzeit ersichtlich sein. Für die Personalbedarfsermittlung ist eine Erfassung aller anfallenden Arbeitsschritte und der Zeitanteile, bezogen auf das zu bearbeitende Wäscheaufkommen, notwendig. Hinzu kommen Urlaubszeit, Ausfallstatistik, Anteil unproduktiver Zeiten durch Wege, Wartezeiten, fehlende Informationen. Hieraus ergibt sich der Gesamtbedarf der notwendigen Arbeitsstunden. Zeitanteile, auch anderer Berufsgruppen, stecken in:
- Schmutzwäscheabwurf- und -sammlung
- Hol- und Bringwege zum Abhol- und Anlieferort der Wäsche
- Logistikbereitstellung für die chemische Reinigung
- Aufbereitung der Wäsche im unreinen Bereich
- Sortierung, mengen- und wertmässige Erfassung der Wäsche
- Reklamationsbearbeitung
- Vereinbarten Ausbesserungsarbeiten
- Kennzeichnung aller Einrichtungs- und Bewohnertextilien
- Lagerhaltung
- Inventuren und Ersatzbeschaffungen
- Aufbereitung der Wäsche im Finish-bereich
- Verteilung in die Wohnbereiche und in Bewohnerzimmer.
Arbeitszeitbereinigung auf Grundlage
statistischer Auswertungsergebnisse
Die Einsatzplanung muss überprüft werden, ob die Besetzungszeiten der Wäsche-rei so gestaltet sind, dass der Maschinen-park sinnvoll ausgenutzt wird. Beson-ders lange Wochenenden und längere Feiertagseinheiten führen bei falschen Besetzungszeiten der Wäscherei immer wieder zu Schmutzwäschebergen und Fehlbeständen in den Wohnbereichen und damit zu Unmut bei Mitarbeitenden und Bewohnern. Selbst die Ausnutzung energieverbrauchsarmer Zeiten zur Stromspitzenvermeidung könnte bei der Dienstplanung berücksichtigt werden. Wenngleich der Bereich der Waschmittel-, Wasser- und Abwasserkosten nicht die Kostenblöcke sind, die grosse Einsparpotenziale bieten, sollten sie trotzdem Beachtung finden. Richtig eingestellte Dosiervorrichtungen, die den Härtegrad des Wassers und das gewünschte Waschverfahren berücksichtigen, reduzieren den Wasch- und Waschhilfsmittelverbrauch gegenüber händischer Dosierung deutlich. Fehldosierungen bergen unnötige Kosten und Hygienegefahren. Richtig dosiert leistet die Einrichtung einen aktiven Beitrag zur Umweltpolitik.
3. Textilservicekonzept
Im Textilservicekonzept werden alle Struktur-, Prozess- und gewünschten Ergebnisqualitäten niedergeschrieben. Es soll Auskunft geben über:
- Ziel des Textilservice für die Bewohner und die Einrichtung
- Strukturelle Rahmenbedingungen
- Betriebswirtschaftliche Ziele
- Mitarbeiterorganisation
- Kundenbedürfnisse
- Definition der eigenen Leistungen
- Leistungsabgrenzungen
- Prozessorganisation
- Art der Leistungserbringung
- Standards
- Beschaffung
- Lagerhaltung
- Wartung und Instandhaltung
- Ergebnisprüfung und Sicherung
- Qualitätssicherung
- Hygienesicherung
- Kostensicherung
- Kunden-/Mitarbeiterzufriedenheit
Leistungsverzeichnisse als Berechnungsgrundlage
für die Prozessplanung und Kostentransparen
Besonderes Augenmerk liegt auf der Beschreibung von Standards und Prozessen. Welche Qualitätsstandards sind vereinbart, wie dezent und fehlerfrei ist die Textilkennzeichnung des Bewohnerei-gentums? Bereits der Kennzeichnungsprozess ist extrem zeitintensiv, durch viele Schnittstellen fehlerbehaftet und wegen Prozessunterbrechungen zeitaufwendig. Wenn auf beschriebene Prozesse zurückgegriffen werden kann, kann die Erstbestandsaufnahme schnell und vollständig per EDV-Einsatz in der Wäscherei erfolgen. Ansprechend bebilderte Informationsbroschüren in Bezug auf Fragen «Rund um die Wäsche» helfen Angehörigen und Bewohnern, sich auf die neue Lebenssituation vorzubereiten. Fehler im Gesamtwäschekreislauf können so von vornherein minimiert, vielleicht sogar ganz ausgeschlossen werden.
4. Schnittstellenmanagement
Durch ein verbessertes Schnittstellenmanagement und mehr Transparenz zwischen den Abteilungen bieten sich weitere Chancen für ein wirtschaftlicheres Handeln. Kann das Schmutzwäschesor-tiersystem für den Pflegbereich einfacher gestaltet werden, enthält das Einarbeitungskonzept Hinweise auf besonders fehlerträchtige Arbeiten im Wäschekreislauf und deren Vermeidung. Zu überlegen ist, ob neue Pflegemitarbeitende, Aushilfen und Altenpflegeschülerinnen innerhalb ihrer Einarbeitungszeit einen Tag im Wäschebereich eingesetzt werden und somit die Komplexität dieses Arbeitsbereichs einschätzen lernen. Mitarbeiter müssen wissen, was sie an Kosten für den Wäscheeinsatz und deren Aufbereitung produzieren. Gerade durch exzessiven Frottierwareneinsatz bei der Körperpflege und ungesteuerten Bettwäschewechsel explodieren die Kosten in den Einrichtungen in den letzten Jahren. Hier setzt sich der Trend aus den Privathaushalten fort, die Steigerungsrate des Wäscheaufkommens betrug in den letzten 30 Jahren 23,4 Prozent.
5. Analyse, Statistik und Controlling
Art, Menge und Aufbereitungsstandards der anfallenden Wäsche bilden die Bezugsgrössen der Mengen- und Kostenermittlung. Zusätzliche Differenzierun-gen ergeben sich durch die weiteren Be-arbeitungsarten. Diese Werte sind durch Erfassungsprotokolle und deren statisti-scher Auswertung einfach zu erheben. Es können die steuerungsrelevanten Kennzahlen und Massnahmen wie beispiels-weise Wäscheverbrauch pro Wohnbereich/Abteilung im Vergleich, das Verhalten des Wäscheaufkommens über das Jahr abgeleitet werden. Die Ergebnisse müssen in jedem Fall regelmässig hinterfragt werden.
Fazit
Werden alle erkannten Verbesserungschancen wahrgenommen und umgesetzt, können beim Betreiben einer eigenen Wäscherei erhebliche Kosteneinsparungen bei gleichbleibend hoher Qualität und Hygienesicherung realisiert werden. Ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg liegt in der konsequenten Anwendung standardisierter Prozesse in allen Teilbereichen der Wäscherei. Von einem sauber initiierten kontinuierlichen Verbesserungsprozess können alle Betroffenen und Beteiligten profitieren.
Marie Christine Klöber ist staatlich geprüfte hauswirtschaftliche Betriebsleiterin und verfügt über langjährige Berufserfahrung in der Gesamthauswirtschaftsleitung sowohl in sozialen Organisationen als auch in der freien Wirtschaft als Prokuristin. Seit 1996 ist sie selbstständige Unternehmensberaterin mit den Schwerpunkten hauswirtschaftliches Dienstleistungs- und Qualitätsmanagement. Sie ist ausgebildete EFQM-Assessorin, Personalökonomin, Auditorin und Fachwirtin für Reinigungs- und Hygienemanagement.