Im H+ Spital- und Klinik-Barometer 2019 zeigt sich, dass die Befragten nicht mehr rein auf die Qualität fokussieren. Diese Veränderung mag laut gfs.bern kurzfristig sein, ist aber ein Symptom dafür, dass aus Sicht der Schweizer Stimmberechtigten bei aller Qualitätsfokussierung auch andere Faktoren wie beispielsweise die Kosten nicht aus den Augen gelassen werden dürfen.
Qualität keine Rechtfertigung mehr für hohe Gesundheitskosten
Stimmten im Vorjahr rund zwei Drittel der Aussage zu, dass eine hohe Qualität hohe Gesundheitskosten rechtfertigt, sind es 2019 noch 42 Prozent der Befragten. Für 18- bis 29-Jährige (54%), für Personen in der italienischsprachigen Schweiz und für politisch linksstehende Personen (je 51%) rechtfertigt eine hohe Qualität weiterhin die hohen Gesundheitskosten.
Wunsch nach Finanzausbau hat abgenommen
Mit der Mittelverteilung zeigen sich die Stimmberechtigten mehrheitlich zufrieden. Die Ausbauwünsche sind jedoch schwächer als 2018. Vor allem bei der Ärzteschaft erkennen die Befragten Sparpotenzial, nämlich bei den Spezialärzten in Praxen (23% «weniger», +4) und bei den allgemeinen Ärzten (22%, +5). Auch bei psychiatrischen Kliniken äussern sie 2019 tendenziell einen Sparwunsch (17%, −8), jedoch nicht so deutlich wie in den früheren Jahren.
Mehr für Kinder- und Altersmedizin sowie für Regionalspitäler
Mehr Gelder sollen wie in den Vorjahren der Kindermedizin (20% «mehr», −11), den Regionalspitälern (20%, +2) und der Altersmedizin (19%, −7) zufliessen. Die ambulanten Spitalleistungen werden 2019 überdurchschnittlich oft sowohl als mögliches Ausbau- (19%, −1) als auch als Sparziel (17%, +6) genannt.
Politische Kostensteuerung noch knapp mehrheitsfähig
Nur noch eine knappe Mehrheit der Stimmberechtigten zieht es vor, das Kostenwachstum im Gesundheitswesen politisch zu steuern. Mehr Befragte als 2018 möchten die Kostensteigerung dem Markt überlassen. Die Zustimmung zu einem kantonalen Kostendach (13%) hat um 35 Prozentpunkte abgenommen. Unveränderte 87 Prozent der Befragten erachten die Gesundheitskosten als eine hohe Belastung für mittlere Einkommen.
Zulassungsbeschränkung zunehmend akzeptiert
Je 44 Prozent der Befragten sind für oder gegen eine Zulassungsbeschränkung neuer Arztpraxen. Während die Zustimmung um sechs Prozentpunkte wuchs, ging die Ablehnung um zehn Prozentpunkte zurück. Die Meinungen sind weiterhin nicht gefestigt.
Weniger Stimmberechtigte schätzen die Qualität als «sehr gut» ein
2019 ist eine klare Verschiebung von einer «sehr guten» (24%, −28) zu einer «eher guten» (72%, +16) Qualitätsbeurteilung der Spitäler festzustellen. Zwei Prozent der Stimmberechtigten (+1) beurteilen die Qualität der Spitäler als «eher schlecht» und «sehr schlecht». In den Augen der Befragten ist die Glaubwürdigkeit aller Akteure der Gesundheitspolitik zurückgegangen.
Weiterhin zunehmende Bedeutung der regionalen Versorgung
Die freie Arzt- und Spitalwahl gilt weiterhin als ein klarer Grundwert. 82 Prozent der Befragten (−5) äussern sich mehr oder weniger stark in diese Richtung. Der Trend weg von der Spitalkonzentration auf Zentren hin zu einem breiteren Angebot auch in Randregionen setzt sich fort. 71 Prozent (+4) wünschen sich mehr oder weniger stark ein breites Angebot in allen Regionen.
Zur Studie: Die Ergebnisse des H+ Spital- und Klinik-Barometers 2019 basieren auf einer repräsentativen Befragung von 1200 Stimmberechtigten aus der ganzen Schweiz, welche gfs.bern im Auftrag von H+ durchgeführt hat. Die Befragung wurde zwischen dem 17. Mai und dem 15. Juni 2019 mit Face-to-Face-Interviews realisiert. Seit 2014 handelt es sich um die sechste Erhebung im Rahmen des H+ Spital- und Klinik-Barometers. www.klinik-barometer.ch