Das Gesundheitswesen spricht von einer 15-20%-igen Fluktuationsrate, was von verschiedenen HR-Verantwortlichen bestätigt wurde. Das Ziel des HR-Forums ist es, dass die Fluktuationsrate gesenkt und somit die Effizienz gesteigert werden kann. Der Anlass befasste sich genau mit solchen Fragen.
Standortförderung Gesundheitsorganisationen Schweiz
Das Eröffnungsreferat hielt Ronald Alder, Leiter Public Affairs, stellvertretender Geschäftsführer vom Verband Zürcher Krankenhäuser (VZK).
Das Gesundheitswesen ist der grösste Arbeitgeber der Schweiz. Es bildet das Rückgrat für die hohe Lebensqualität und wirtschaftliche Leistung. Die grössten Herausforderungen: Er nennt es den Kostenröhrenblick, welcher den Blick auf die wahren Herausforderungen verhindert. Im Verhältnis zum 2 %-Kostenwachstum, Stand 2021, stieg das Prämienwachstum um 4 % an. Die wahren Herausforderungen: Mehrbedarf an medizinischen Leistungen und ein gleichzeitiger Fachkräftemangel haben zur Folge, dass es einen Leistungsabbau gibt.
Lösungsansätze sind aus seiner Sicht klar. Zuerst muss der Kostenröhrenblick überwunden werden. Der Fokus muss auf die Versorgungssicherheit und die Qualität verschoben werden. Auch Abbau von Regulierungen und Bürokratie, dafür Stärkung von Eigenverantwortung und Gesundheitskompetenz. Ganz klar spricht er sich für «ambulant vor stationär» aus. Die Gesundheitsversorgung zu stärken, ist elementar für die Standortförderung.
Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)
Barbara Moll, Chief Nursing Officer (CNO), Klinik Lengg – die Epilepsieklinik kennt jeder, seit 9,5 Jahren ist es die Klinik Lenk – realisierte ein BGM.
Ziele des BGM sind gesunde Mitarbeitende und gesunde Unternehmen. Im Dezember 2022 hat die Klink Lengg entschieden, sich für das Label «Friendly Work Space» (FWS) von der Gesundheitsförderung Schweiz anzumelden. Das Label engagiert sich für die psychische Gesundheit von Erwerbstätigen.
Moll ist überzeugt, dass sie durch die FWSZertifizierung motivierte Mitarbeitende haben und somit auch eine Leistungssteigerung verzeichnen können. Im Januar 2023 haben Sie die Zertifizierung erhalten und wollen dies auch in drei Jahren wieder bestätigen.
Im Rahmen der BGM-Umsetzung war ihr grösster Erfolg die App «Virgin Pulse go Challenge» im Februar. Während neun Wochen zählen Teams ihre Schritte. Je aktiver sie sind in der realen Welt, desto weiter kommen sie auf ihrer virtuellen Reise um die Welt. Bei dieser App haben sich 85 Teilnehmende angemeldet. Die Mitarbeitenden konnten Gruppen zusammenstellen und ihre Schritte zählen, was unter anderem zu einer Challenge unter den Mitarbeitenden mit einem hohen Spassfaktor führte.
Digital Health – Chancen und Herausforderungen für die Fachkräfte
Professor Dr. oec. HSG Alfred Angerer ist Co-Direktor ZHAW Digital Health Lab. Er ist überzeugt, dass der Megatrend Digital Health im New Healthcare Management ist. Er zeigte die grossen Chancen und Herausforderungen, welche Digital Health für das HR bringen wird.
Eindrücklich schilderte Angerer eine Situation in einer Notfall-Zentrale. In der Zentrale wird ein Mitarbeiter durch eine künstliche Intelligenz (KI) unterstützt. Die Maschine hört, zu was erzählt wird und auch was im Hintergrund gehört wird. Dadurch werden dem Zuständigen im Notfall die relevanten Fragen auf den Bildschirm gegeben, welche ihm helfen in der Erfassung der Situation der betroffenen Person am Telefon.
Digital Health ist der Einsatz von moderner ICT im Gesundheitswesen zur Erhöhung der Qualität, Effizienz und der vermehrten Ausrichtung an die Patienten-Bedürfnisse.
Auch wenn die KI eine Diagnose stellt, es braucht auch weiterhin die Fachperson, welche Ihr Wissen und Können einsetzt, um dies zu überprüfen. Diese Fachperson kann jedoch eine Diagnose nur hinterfragen, wenn auch die Qualität und ihre Kompetenz vorhanden sind.
Talent Management der Generationen Z und Alpha
Fabio Blasi, Leiter Sourcing & Employer Branding der KSA-Gruppe, ist seit über zwölf Jahren im HR im Gesundheitswesen tätig.
Eine klare Abgrenzung zwischen den Generationen Z und Alpha ist schwierig. Die Generation Z ist die Nachfolgegeneration der Generation Y. Sie ist immer online, hat grosse Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen, ist unter einem enormen Leistungsdruck, ist maximal unverbindlich, sucht auch die Geborgenheit in der Familie.
Eine halbe Million Schweizerinnen und Schweizer gehören zur Generation Alpha. Die Generation Alpha ist die Nachfolgegeneration der Generation Z. Die Spanne der Alpha wird bis 2025 gehen. Sie wird geprägt von Klimawandel und Umweltschutz, sozialem Zusammenhalt in der Gesellschaft, dem Wohlstand in der Gesellschaft, Wasserknappheit und auch der Automatisierung der Digitalisierung.
Ein Zukunftsausblick in den Arbeitsmarkt 2030 – eine Intensivierung Scroll-Fast-Kultur beim Surfen (Aufmerksamkeit heute bei ca. 10 Sekunden), die Verschärfung des Fachkräftemangels, der Trend zur Freelance- und Temporärarbeit verschärfen sich. Er ist überzeugt, dass strategisch relevante Zielgruppen den Arbeitsmarkt bestimmen, jedoch nicht die Generation X, Y, Alpha und Beta. Blasi appelliert – wir müssen innerhalb der Generationen das Zusammenarbeiten fördern und lernen, in Zielgruppen zu denken!
Human Resources Management – Vom Spiegel unserer Gesellschaft zum Botschafter der guten Arbeit
Professor Dr. Antoinette Weibel ist Ordinaria für Personalmanagement an der Universität St. Gallen. Sie ist Vertrauens- und Motivationsforscherin und verbindet die Forschung mit der Praxis.
Wir leben im Zeitalter des Casinokapitalismus. Familien haben Unternehmen geführt, und heute sind es die Shareholders. Die Gesellschaft hat sich verändert, wir haben von einem «Wir» zu einem «Ich» gefunden. Weg von der Solidarität geht es hin zur Individualität. Zu viel Bürokratie und zu viel Innensicht ist nicht gut, wir müssen schauen, wie wir künftig Business machen wollen. Das Menschenbild soll sich von Human Resources, Superstar oder Arbeitsbiene zu Resourceful Humans, also wertvollen Mitarbeitenden verändern. Sie ist überzeugt, dass wir im heutigen System «Human Resource» bald keine Lust mehr haben für Leistung.
Ziel wäre es, den Sprung zu schaffen, von der Effizienz und dem Profit zu Wohl aller, Nachhaltigkeit und Prosperität. Grundprinzipien sollen von Skalierbarkeit, Sicherstellung und Standardisierung zu Verankerung, Verantwortung und Vergegenwärtigung hinführen.
Wichtig ist, dass am Lohn gearbeitet wird - es braucht fairen Lohn. Dies bedeutet aber auch, dass wir eine Lohnkappung nach oben machen müssten. Auch Bonussysteme würde Sie abschaffen. Als Anreiz sollte man sich überlegen, wie es mit Kinderbetreuung aussieht, oder man könnte auch Denkräume schaffen.
Das zehnte HR-Forum HealthCare ist bereits wieder in Planung und wird am 23. Oktober 2024 wieder mit der IFAS in Zürich stattfinden.