Schlagzeilen, welche ihren Namen wirklich verdienen, findet man nicht mehr allzu oft in der übervollen Medienlandschaft. Eine, die mich persönlich getroffen hat, und zwar mitten ins Herz, war letzten Sonntag gut lesbar auf Seite eins einer grossen Schweizer Zeitung – on- und offline. Über 60 Prozent aller Hotels sind nicht mehr in der Lage, geeignetes Personal zu finden! Und einige Betriebe mussten bereits ihr Angebot massiv reduzieren oder gar den gesamten Betrieb einstellen. Die Lage sieht in den Careküchen keineswegs rosiger aus. Die Tatsache wird nur durch den Personalnotstand im Pflegebereicht als nicht ganz so gravierend gewichtet. Ist sie aber. Ein Hotel- oder Restaurantbetrieb kann schliessen. Ein Alters- und Pflegeheim oder ein Spital nicht.
Bei der Einstellung ein Auge zudrücken
Die fähigen, also geeigneten Fachkräfte haben grösstenteils die Jobs, in welchen sie täglich reüssieren können – und müssen. Abwerben – keine Chance – auch monetäre Anreize ziehen nicht. Dieser enorme Druck bietet den «Fakekräften» die Chance. Sich beim Erstkontakt gut verkaufen, den Lebenslauf so gestalten, dass Lücken als Mehrwert formuliert werden und das HR jubelt, weil endlich mehr als zwei Bewerbungen auf die seit Monaten ausgeschriebene Stelle reingekommen sind. Die Küchenmitarbeitenden werden sich freuen über die neuen, zusätzlichen Hände. Normalerweise mehrstufig geführte Bewerbungsgespräche werden auf einstufig reduziert. Warum ein sofortiger Arbeitsbeginn möglich ist, wird ebenfalls nicht hinterfragt. Nun gibt man den neuen Mitarbeitenden noch mindestens zwei bis vier Wochen Zeit, den Betrieb kennenzulernen, und wenn der Leidensdruck gross genug war, wird auch die Probezeit auf das Minimum verkürzt. Und ab der fixen Zusage für den neuen Job wird es für die Arbeitgeberin sehr spannend. Hat sie eine leistungsbereite Fachkraft im Team oder eine «Fakekraft» mit homöopathischer Einsatzbereitschaft, welche meist auch noch sehr genau weiss, wie sie mit minimaler Leistung langfristig im Betrieb überleben kann. Doch dieses Szenario neigt sich in den nächsten zwei bis drei Jahren einem raschen Ende zu.
Dank KI und modernster, finanzierbarer Robotik werden immer mehr Aufgabenbereiche in der Küche, im Service und in der Pflege die menschliche Arbeitskraft ablösen. Die Entwicklung läuft – und Sie können jetzt die Augen rollen, stöhnen und diese Szenarien verwünschen oder weiterlesen und darüber nachdenken, in welchen Bereichen Ihr Betrieb diese Art der Unterstützung einsetzen könnte. Wie gesagt: Aufzuhalten ist diese Entwicklung schon längst nicht mehr, und die KI lernt täglich 365/24 massiv dazu.
Nachfolgend werden vier Themenfelder aus meiner aktuellen Vortragsreiche zum Thema «Fachkräftemangel versus Fakekräfteüberschuss – wie weiter?» kurz beleuchtet.
Küchenroboter
Küchenroboter sind bereits seit einiger Zeit im Einsatz und können verschiedene Aufgaben wie Schneiden, Hacken und Braten von Lebensmitteln übernehmen. Den ersten durfte ich bereits vor acht Jahren in Hannover kennenlernen. Entwickelt hat sich Moley, ein Kochroboter der bereits weit über die Durchschnittsvorstellungskraft von vielen Küchenverantwortlichen hinausgeht. Moley kann ganze, komplexe Gerichte kochen. Fortschrittlichste Technologien, wie Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Feinsensorik werden eingesetzt, um ein echtes Kocherlebnis zu schaffen. Die Roboterarme sind so programmiert, dass sie jedes Rezept präzise nachahmen können. Die Kunden können ihre Lieblingsgerichte einfach aus einer App auswählen, und der Roboter kümmert sich um den Rest. Der Moley-Kochroboter wird derzeit in verschiedenen Bereichen der Küche getestet und ist bereits im Markt erhältlich. (Link zum Video)
Ein weiteres Beispiel zeigt die Zukunftspotenziale, welche in der Automatisierung liegen: «Flippy» von Miso Robotics. Dieser Roboter kann Burger und Pommes frites braten und sie auf den Teller legen. Flippy kann auch die Temperatur und den Garzustand von Lebensmitteln überwachen und anpassen. Der Roboter wird in einigen Schnellrestaurants in den USA getestet und hat gezeigt, dass er in der Lage ist, die Produktionszeit und die Kosten zu senken. (Link zum Video)
Serviceroboter
Serviceroboter werden bereits in mehreren Restaurants, auch in der Schweiz, eingesetzt, um den Gästen das Leben zu erleichtern. Diese Roboter können Tische abräumen, Speisen und Getränke servieren sowie die Gäste auf ihre Plätze führen. Ein Beispiel ist der Serviceroboter «Penny» von Bear Robotics. Dieser Roboter kann mehrere Teller und Gläser auf einmal tragen und den Tisch abräumen, ohne dabei etwas zu verschütten. Penny wird bereits in einigen Restaurants in den USA und Europa eingesetzt und hat dort positive Bewertungen erhalten. (Link zum Video)
Hier habe ich eine eher zurückhaltende Meinung bezüglich der Serviceleistungen in Care-Institutionen. Hier wird die «letzte Meile» wohl noch für geraume Zeit durch empathische Menschen gewährleistet. Aber auch dies ist nur eine Frage der Zeit und der Akzeptanz.
Kundeninteraktion
Um die Interaktion mit den Kunden zu verbessern, setzen einige Unternehmen auf KI-basierte Systeme. Ein Beispiel ist der Pepper-Roboter von Softbank Robotics. Pepper kann Kunden begrüssen, ihre Bestellungen aufnehmen und ihnen Empfehlungen aussprechen. Der Roboter kann auch Informationen über das Menü und das Restaurant bereitstellen. Pepper wird in einigen Restaurants in Europa und Asien eingesetzt und hat viele positive Bewertungen erhalten.
(Link zum Video)
Personalplanung
Ein weiteres interessantes Beispiel für den Einsatz von KI und Robotik in der Gastronomie ist die Personalplanung. Unternehmen wie Perfect Day setzen KI ein, um Vorhersagen darüber zu treffen, wie viele Mitarbeiter für einen bestimmten Tag oder eine bestimmte Schicht benötigt werden. Diese Technologie kann helfen, Über- oder Unterbesetzung zu vermeiden, was sowohl für Mitarbeitende als auch für Kunden von Vorteil ist.
Weitere Einsatzmöglichkeiten
KI und Robotik werden auch in der Reinigung und Wartung von Restaurants eingesetzt. Unternehmen wie Avidbots haben autonome Reinigungsroboter entwickelt, die in der Lage sind, Böden zu reinigen und Abfälle zu entsorgen. Diese Roboter können den Reinigungsprozess beschleunigen und gleichzeitig die Arbeit des Personals erleichtern. In Bezug auf die Entwicklung von KI und Robotik in der Gastronomie gibt es noch viel Raum für Wachstum und Innovation. Unternehmen und Forschungseinrichtungen auf der ganzen Welt arbeiten an neuen Technologien, die die Effizienz steigern und das Kundenerlebnis verbessern sollen. Zum Beispiel hat das MIT Media Lab ein Projekt namens «FoodCam» entwickelt, das mithilfe von KI das Essverhalten von Menschen analysieren soll. Bei den Vorbereitungen zu den Referaten wurde ersichtlich, dass wir hier erst ganz am Anfang einer Entwicklung stehen, welche die Verpflegungsprozesse der Zukunft revolutionieren werden. Wo sehen Sie Ihre Institution in den nächsten dreissig Jahren? Fall Sie heute für die Zukunft planen müssen, unterstützen wir Sie gerne mit den entsprechenden Denkanstössen. Manchmal braucht es diese – wie Schlagzeilen.