Vom Unterlasser zum Unternehmer


Unternehmerisch denkende Führungspersonen braucht es auch in Alters- und Pflegeheimen. Welche Kriterien gilt es zu beachten? Urs Schenker, seit 10 Jahren Heimleiter im Pflegeheim Sennhof AG in Vordemwald, berichtet aus seiner Erfahrung. Der 55-Jährige ist gelernter Bäcker-Konditor, Krankenpfleger AKP, Pflegefachmann Anästhesie HF und ist eidgenössisch diplomierter Leiter von sozialmedizinischen Instituten.



Urs Schenker*

Die Zeiten sind vorbei, wo alleine die Freude und Stolz der Behörde und der Bevölkerung an Einweihungsfesten von Neubauten oder Sanierungen von Pflegeheimen vorherrschte. Heute sind die Akteure sich sehr bewusst, dass damit auch grosse finanzielle Aufwendungen für Kommune, Kanton und Staat verbunden sind. Im Kanton Aargau wurde mit dem neuen durch den Souverän verabschiedeten Pflegegesetz 2008 der Wechsel von der Objekt- zur Subjektfinanzierung vorgenommen. In der Praxis bedeutet dies, dass die öffentliche Hand keine Gelder für Investitionen mehr spricht, sondern die Institutionen im Langzeitbereich durch die Führung einer Vollkostenrechnung sich entsprechende Mittel erwirtschaftet. Im Paragraf 14 vom Pflegegesetz «Finanzierung Grundsatz» Absatz 1 steht geschrieben: «Die Finanzierung der stationären Pflegeeinrichtungen erfolgen nach dem Grundsatz vollkostendeckender Tarife und Taxen.»

Weg von der «Nussgipfelorganisation»
Dabei wird von den Tarifen für Pflege, Betreuung und Pension (Hotellerie) unterschieden. Einzelne Kommunen sprechen aber nach wie vor noch à fonds perdu Beiträge, was zu einer gewissen Marktverzerrung führt. Den Prämissen der Wirtschaftlichkeit, Wirksamkeit und Zweckmässigkeit muss von Gesetz her auch im Langzeitbereich Rechnung getragen werden. Landauf Land ab sind immer noch schwerfällige Strukturen in der Organisation verbreitet. Bedingt durch grosse Vorstände, in welchen oft noch Mitglieder von Gemeinden vertreten sind, ist oft ein agiles, dem Wettbewerb entsprechendes Agieren erschwert. Einerseits durch die Trägheit der Grösse der strategischen Führung, andererseits aber auch durch fehlendes Fachwissen. Als ich vor über 30 Jahren auch in einem solchen grossen Vorstand als Delegierter eines Gemeinderates tätig war, erstaunte mich schon damals die kaum wahrnehmbare Unterscheidung zwischen strategischer und operativer Führung. Etwas überzeichnet war die Bedeutung der Verköstigung an der GV (darum der Begriff Nussgipfelorganisation) bedeutungsvoller, als Fragen einer strategischen Ausrichtung. Es wurde eher das Unterlassertum als das Unternehmertum gepflegt. Zu erwähnen ist aber fairerweise, dass vor einigen Jahren der finanzielle Druck, wie eingangs erwähnt, viel kleiner war.

Der berechtigte, zunehmende wirtschaftliche Druck hat vielen Orts zu Veränderungen der Organisationen von Vereinen, von den Kommunen zunehmend unabhängigere Organisationsform einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft geführt. Entsprechend sind die Anforderungen an die Geschäftsleitungen (Heimleitungen) signifikant gestiegen. Dass aber eine schlanke Organisation alleine die Lösung für die neuen Herausforderungen auf strategischer Seite ist, zeigen immer wieder Fachartikel zu dieser Thematik. Allein die reduzierte Quantität der Führung auf der strategischen Ebene macht es nicht aus, die Qualität hinkt vielerorts hinten nach. So weisst auch Roman Lombriser in seinem Buch «Strategische Führung auf VR- und GL-Ebene in KMU», Haupt Verlag 2015, auf diese nicht zu unterschätzende Problematik hin. Rund ein Viertel – Peter Roman Lombriser geht aber von einer noch höheren Dunkelziffer aus – der befragten Geschäftsleitungen sind mit der strategischen Führung nicht zufrieden. Unter anderem erwähnt er das Fehlen von fachlichem Know-how für die Strategieentwicklung und Umsetzung sowie unklare Rollenverteilungen, welche zu Konflikten führen können. Die Gefahr eines möglichen Schadens für das Unternehmen ist nicht von der Hand zu weisen. Aus eigener Erfahrung als Vorsitzender eines strategischen Gremiums ist beim Evaluationsprozess von Vorstands-Mitgliedern die Frage der Fähigkeit unabdingbar gestellt worden. Eine gesunde, persönliche selbstkritische Reflexion würde ich aus verschiedenen Gesprächen mit Betroffenen (noch) nicht als Standard bezeichnen.

Auf dem Weg zum Unternehmertum
Veränderungen jeglicher Art lösen oft Widerstand aus, ob berechtigt oder unberechtigt, diese Frage stellt sich zu Beginn gar nicht. Die Kunst der Führung besteht bekanntlich darin, in Phasen von Changemanagement die Betroffenen zu Beteiligten zu machen. Aber das ist schneller gesagt als getan! Gerade im Gesundheitswesen scheint für viele Akteure das wirtschaftliche Denken und Handeln der Gegenspieler für ein menschliches Wirken für und beim Bewohner und/oder Patienten zu sein. In der Langzeitpflege hat das Bewusstsein der unternehmerischen Notwendigkeit erst in den letzten paar Jahren Einzug gehalten. Plötzlich muss ein Cashflow erwirtschaftet werden und die Wirtschaftlichkeit rückt mit ins Zentrum. Man muss die Frage von Mitarbeitenden verstehen, «ob man bis jetzt nicht gut gearbeitet hat».

Mit regelmässigen Informationen wie monatliche Veröffentlichung und adressengerechte Erläuterungen von Kennzahlen wie Belegung, Durchschnitt der Pflegestufe und dessen Bedeutung auf die Entwicklung des Cashflows sind praktikable Möglichkeiten. Erschwerend dabei ist aber ein erwähnenswerter Widerspruch, dass einerseits politisch verlangt wird, nur Betagte ab einer Pflegeeinstufung vier in einer stationären Institution aufzunehmen, andererseits aber wegen fehlender Deckung der Pflegenormkosten (Stundenansatz Pflege Fr. 63.70 Kanton AG) gerade das Gegenteil bewirkt wird! Je höher der Durchschnittliche Pflegebedarf in einem Heim, umso grösser die ungedeckten Pflegekosten. Solche Mechanismen zu erläutern sind dann doch eher etwas schwierig (…)! Dazu kommt das gestiegene mediale Interesse an der Kostenentwicklung im Langzeitbereich. Die Restkostenfinanzierung der Pflege und dessen steigenden Finanzierungsmehrbedarf alleine zu Lasten der Kommune (also ohne Krankenkasse und Bewohner) lässt die kritischen Stimmen verstärken. Im Kanton Aargau bedeutet dies schnell einmal 3 bis 4 Prozent des Steueraufkommens einer Gemeinde. Die Langzeitpflege wird also in der Öffentlichkeit als Kostentreiber wahrgenommen und nicht nur als Dienstleister einer stetig wachsenden Anzahl betagten Menschen, welche auch als gesellschaftspolitischen Gründen eine entsprechende Versorgung benötigen. Gerade in ländlichen Gegenden sind dann oft Mitarbeitende mit Aussagen konfrontiert, dass «ihr» schon teuer seid!

Unterlassen kann man sich nicht mehr leisten
Diese aufgezeigten Entwicklungen verlangen also für die Pflegeheime auf allen Ebenen ein unternehmerisches Denken und Handeln. Die strategische wie auch die operative Ebene ist mehr als gefordert, sich internen Widerständen zu stellen und in einer kooperativen Führungsphilosophie mit dem Ziel, Mitarbeitende als Mitunternehmer zu gewinnen. Es ist eine Herausforderung, dieses Verständnis zu implementieren. Die Zeit dazu kann ganz einfach fehlen, so rasch alle Betroffenen ins Boot holen zu können. Zu erwähnen ist auch die Tatsache, dass in diesem Prozess punktuell externe Unterstützung im Sinne eines Know-how-Einkaufes nötig sein könnte. Eine solche externe Unterstützung kann oft einer Gratwanderung ähneln, denn die Verantwortung als operative und/oder strategische Leitung darf und kann nie abgegeben werden. Es bedingt aus meiner Sicht ein kompetentes Führungsgremium mit geklärtem Rollenverständnis, um sowohl erfolgreich unternehmerisch agieren und auf Veränderungen entsprechend reagieren zu können.

*Heimleiter Pflegeheim Sennhof, Vordemwald



Heime und Spitäler Ausgabe 4 Oktober 2017

EVENTS

TUTTOFOOD

Internationale B2B-Messe für Food & Beverage

Datum: 05.-08. Mai 2025

Ort: Mailand (I)

Control

Internationale Fachmesse für Qualitätssicherung

Datum: 06.-09. Mai 2025

Ort: Stuttgart (D)

SBK Kongress

Kongress vom Berufsverband der diplomierten Pflegefachpersonen der Schweiz

Datum: 07.-08. Mai 2025

Ort: Bern (CH)

ICV Gesundheitstagung Schweiz

Controlling im Spannungsfeld von Innovation, Kostenmanagement und digitaler Transformation.

Datum: 13. Mai 2025

Ort: St. Gallen (CH)

LABVOLUTION

Europäische Fachmesse für innovative Laborausstattung und die Optimierung von Labor-Workflows

Datum: 20.-22. Mai 2025

Ort: Hannover (D)

Vorsorge-Symposium

Fachmesse 2. Säule sowie ein Vorsorge-Symposium

Datum: 04.-05. Juni 2025

Ort: Zürich (CH)

Swiss Medtech

Mastering Complexity

Datum: 25. Juni 2025

Ort: Bern (CH)

Blezinger Healthcare

10. Fachkonferenz - Das Pflegeheim der Zukunft

Datum: 26.-27. Juni 2025

Ort: Schwyz (CH)

Automatica

Die Leitmesse für intelligente Automation und Robotik

Datum: 24.-27. Juni 2025

Ort: München (D)

AM Expo

Fachmesse und Symposium: Inspiration, Weiterbildung und Netzwerk

Datum: 09.-10. September 2025

Ort: Luzern (CH)

Swiss Medtech Expo

Fachmesse und Symposium: Inspiration, Weiterbildung und Netzwerk

Datum: 09.-10. September 2025

Ort: Luzern (CH)

Ilmac

Fachmesse für Prozess- und Labortechnologie

Datum: 16.-18. September 2025

Ort: Basel (CH)

CMS Berlin

Internationale Leitmesse für Reinigung und Hygiene

Datum: 23.-26. September 2025

Ort: Berlin (D)

POWTECH

Pharma.Manufacturing.Excellence

Datum: 23.-25. September 2025

Ort: Nürnberg (D)

FachPack

Europäische Fachmesse für Verpackung, Technik, Veredelung und Logistik

Datum: 23.-25. September 2025

Ort: Nürnberg (D)

Rehacare

Die REHACARE ist die internationale Fachmesse für Rehabilitation, Prävention, Inklusion und Pflege.

Datum: 17.-20. September 2025

Ort: Düsseldorf (D)

Anuga

Weltweite Ernährungsmesse für Handel und Gastronomie/Ausser-Haus-Markt

Datum: 04.-08. Oktober 2025

Ort: Köln (D)

IN.STAND

Die Messe für Instandhaltung und Services

Datum: 21.-22. Oktober 2025

Ort: Stuttgart (D)

Blezinger Healthcare

15. Fachkonferenz – Das Spital der Zukunft

Datum: 23.-25. Oktober 2025

Ort: St. Gallen (CH)

A + A

Messe und Kongress für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit

Datum: 04.-07. November 2025

Ort: Düsseldorf (D)

St. Galler Demenz-Kongress

«Dementia Care im Wandel der Zeit – Weiterdenken erwünscht?»

Datum: 12. November 2025

Ort: St.Gallen (CH)

igeho

Internationale Branchenplattform für Hotellerie, Gastronomie, Take-away und Care

Datum: 15.-19. November 2025

Ort: Basel (CH)

Medica

Fachmesse für Medizintechnik & Gesundheitswesen

Datum: 17.-20. November 2025

Ort: Düsseldorf (D)

SVG-Symposium

Impulse und Gespräche

Datum: 17. November 2025

Ort: Zürich (CH)

AUTOMA+

Pharmaceutical Automation and Digitalisation Congress 2024

Datum: 24.-25. November 2025

Ort: Vösendorf (A)

maintenance Schweiz

Schweizer Fachmesse für industrielle Instandhaltung und Facility Management

Datum: 26.-27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

Pumps & Valves

Die Fachmesse für industrielle Pumpen, Armaturen & Prozesse

Datum: 26.-27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

Swissbau

Führende Plattform der Bau- und Immobilienwirtschaft

Datum: 20.-23. Januar 2026

Ort: Basel (CH)

Empack Schweiz

The Future of Packaging Technology

Datum: 28.-29. Januar 2026

Ort: Bern (CH)

aqua pro

B2B-Plattform in der Schweiz für Fachkräfte des globalen Wasserkreislaufs

Datum: 04.-06. Februar 2026

Ort: Bulle (CH)

analytica

Weltleitmesse für Labortechnik, Analytik, Biotechnologie und analytica conference

Datum: 24.-27. März 2026

Ort: München (D)

Techtextil

Internationale Leitmesse für technische Textilien und Vliesstoffe

Datum: 21.-24. April 2026

Ort: Frankfurt am Main (D)

PFLEGE PLUS

Die Fachmesse PFLEGE PLUS bringt Fachbesucher mit ausstellenden Unternehmen, Branchenverbände sowie Experten des Pflegemarkts zusammen.

Datum: 05.-07. Mai 2026

Ort: Stuttgart (D)

interpack

Führende Messe für Prozesse und Verpackung

Datum: 07.-13. Mai 2026

Ort: Düsseldorf (D)

ArbeitsSicherheit Schweiz

Fachmesse für Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz

Datum: 20.-21. Mai 2026

Ort: Zürich (CH)

MedtecLIVE with T4M

Fachmesse für die gesamte Wertschöpfungskette der Medizintechnik

Datum: 05.-07. Juni 2026

Ort: Stuttgart (D)

all about automation

Fachmesse für Industrieautomation

Datum: 26.-27. August 2026

Ort: Zürich (CH)

Ilmac Lausanne

Networking. Forum. Aussteller

Datum: 23.-24. September 2026

Ort: Lausanne (CH)

Chillventa

Weltleitmesse der Kältetechnik

Datum: 13.-15. Oktober 2026

Ort: Nürnberg (D)

ZAGG

DER BRANCHENTREFFPUNKT MIT RELEVANTEN GASTRO-TRENDS

Datum: 18.-21. Oktober 2026

Ort: Luzern (CH)

SIAL

Fachmesse für Nahrungsmittel-Innovationen

Datum: 17.-21. Oktober 2026

Ort: Paris (F)

ALL4PACK EMBALLAGE

The global marketplace for Packaging Processing Printing Handling

Datum: 23.-26. November 2026

Ort: Paris (F)

Anuga FoodTec

Internationale Zuliefermesse für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie

Datum: 23.-26. März 2027

Ort: Köln (D)

Achema

Internationale Leitmesse der Prozessindustrie

Datum: 14.-18. Juni 2027

Ort: Frankfurt am Main (D)

drupa

Weltweit führende Fachmesse für Drucktechnologien

Datum: 09.-17. Mai 2028

Ort: Düsseldorf (D)

Bezugsquellenverzeichnis