Frau Brönnimann im Zentrum des Persönlichkeitsschutzes


Der technologische Fortschritt hält immer stärker Einzug in den Alltag von älteren Menschen und macht auch nicht Halt vor Pflegeheimen und Spitälern. Technik in Form von Apps Alarmsystemen, Sturzdetektoren werden zu unerlässlichen Begleitern und können besonders im Alter lebensrettend sein. Solche Technologien und Konzepte werden unter der Bezeichnung Active and Assisted Living (AAL) oder Altersgerechte Assistenzsysteme zusammen gefasst.


Kerstin Denecke, Michael Lehmann, Prof. Dr. Jürgen Holm*

AAL umfasst Konzepte und Produkte, die Technologien und das soziale Umfeld miteinander verbinden und verbessern. Ziel ist es, die Lebensqualität für Menschen in allen Lebensabschnitten, vor allem im Alter, zu erhöhen. AAL umfasst ein vielfältiges Spektrum an Anwendungen, darunter automatische Steuerungen für Licht, Heizung, Fenster etc. und Sensoren, mit denen die häuslichen Aktivitäten aufgezeichnet und ausgewertet werden können. Komplexere Assistenzsysteme können Vitalparameter überwachen.

Neue Dimensionen
AAL eröffnet völlig neue Dimensionen der Gesundheitsversorgung. Sie schaffen einen stets verfügbaren Raum technischer Begleitung und Unterstützung. Die Unterstützung in Notfallsituationen und Möglichkeiten einer kontinuierlichen Gesundheitsüberwachung wachsen damit. Aber damit gehen auch Gefahren einer kontinuierlichen Überwachung und Kontrolle einher: Sicherheit und Kontrolle bieten Schutz, aber beschränken auch Freiheitsräume des Einzelnen. Zwei Beispiele sollen dies aufzeigen.

Die an Demenz erkrankte Frau Hubacher lebt in einem Pflegeheim im Bereich des betreuten Wohnens. Immer wieder verlässt sie das Gelände und verirrt sich in der Gegend. Durch einen richterlichen Beschluss hat ihr Sohn erwirkt, dass die ältere Dame ein Sensorarmband tragen darf, anstatt in einen abgeschlossenen Bereich des Pflegeheims untergebracht zu werden. Wenn sie sich zu weit vom Gelände entfernt, wird ein Taxi mit einem ihr bekannten Taxifahrer geschickt, das sie wieder in das Heim zurückbringt.

Elisabeth Brönnimann wohnt allein zu Hause. Sie ist an Diabetes erkrankt und ihr steht eine Hüft-TEP bevor. Ihre Wohnung ist «smart». Im Fussboden sind Sensoren integriert, die erkennen, wenn ihr Gang sich verändert oder sie gar hingefallen ist. Sogleich wird automatisch geprüft, ob sie Hilfe benötigt. Durch die technische Unterstützung fühlt sie sich sicher in ihrem Zuhause.

Sicherheit vermitteln
Die Beispiele zeigen, dass die neuen Technologien dem Menschen das persönliche Lebensumfeld leichter zugänglich machen und Sicherheit geben können, insbesondere wenn sich das Erinnerungs- und Orientierungsvermögen oder die Gesundheit allmählich reduzieren. Die Informationstechnologien versprechen, möglichst lange ein selbstbestimmtes und gesellschaftlich integriertes Leben zu führen, indem die Technik unterstützt, begleitet, überwacht und reguliert. Der Einsatz von AAL-Anwendungen wirft jedoch auch Fragen nach Persönlichkeitsschutz, Selbstbestimmung und Ethik auf. Nach Manzeschke [1] sind zur Bewertung von AAL-Technologien in Hinblick auf solche Aspekte sieben Dimensionen zu beachten: Fürsorge, Selbstbestimmung, Sicherheit, Privatheit, Gerechtigkeit, Teilhabe und Selbstverständnis. Wir befassen uns hier überwiegend mit den Aspekten der Selbstbestimmung, Sicherheit und Privatheit.

Datenschutz ausleuchten
Sicherheit und Privatheit bezieht sich unter anderem auf die Datenerhebung. Die Erhebung von Daten rund um die Gesundheit und Erkrankungen ist als sehr sensibel einzustufen. Das Gesundheitswesen ist letztlich ein Vertrauensraum [2, 3] und den gilt es zukünftig in die AAL-Wohnungen zu erweitern. Während wir heute sensorgesteuerte Systeme als «intelligente Assistenten» – analog zum Auto – ansehen, muss vielmehr eine selbstverständliche «Partnerschaft» entstehen und im Bedarfsfall eine selbstgewählte «schützende Hand» den Alltag begleiten. Damit das gelingt, ist der Datenschutz in allen Facetten auszuleuchten und auch organisatorisch zu hinterfragen. Gelingt dies nicht, werden die vielversprechenden Ansätze scheitern. So muss zum Beispiel gefordert werden, dass man die Anlage mit einem einfachen Schalter (zeitweise) abschalten kann, wenn man seine Ruhe will. Oder, dass die Primärdaten nicht durch das Internet geschickt werden und die Verarbeitung in der eigenen Wohnung erfolgt. Weiter ist wichtig, dass Dritte nur benachrichtigt werden, wenn Hilfe dringend benötigt wird usw. Leider sind die aktuellen Entwicklungen gegenteilig zu sehen. Attraktive Web-Seiten und pfiffige Funktionalitäten lassen uns dazu hinreissen, unsere Daten auf Firmenserver hochzuladen, die irgendwo auf der Welt stehen – und der Datenschutz richtet sich entsprechend den Bestimmungen des Landes, wo die Server ihre Dienste anbieten. Was mit unseren Daten dort passiert, wissen wir meistens nicht. Umso wichtiger ist es, Systeme zu entwickeln, die es erlauben, unsere informationelle Selbstbestimmung wahrzunehmen. Der «informed consent» – heute versteckt in den Tiefen der AGBs der Firmen – muss besser platziert werden. Die in der Schweiz bestehende «Informationspflicht» (Bundesgesetz über den Datenschutz, Art. 14 und Art. 18a [4]) muss eingefordert werden, damit wir über die Zweitnutzung der Daten in jedem Einzelfall aufgeklärt sind. Das häusliche Setting darf nicht zum Firmenmonitor werden. Frau Brönnimann muss sich darauf verlassen können (Vertrauensraum!), dass sie jederzeit die Kontrolle über die Daten hat, dass diese in ihrem privat-intimen Umfeld verbleiben und ausschliesslich dazu dienen, im entscheidenden Moment Hilfe zu holen. Sie bestimmt aufgeklärt und mündig darüber, was mit den Daten (zusätzlich) gemacht wird (Zweitnutzung), wohin sie geschickt werden und wer sie nutzt. Und diese Entscheidung kann jederzeit widerrufen werden.

Vertrauensraum Gesundheitswesen
Seitens der IT kann eine Sicherheit und Privatheit in grossem Umfang realisiert werden. Dennoch bleibt stets ein Restrisiko, dass Daten von Fremdpersonen eingesehen werden können. Ferner sind ethische und moralische Fragen zu betrachten: Angenommen eine bettlägerige Person hat in ihrem Bett einen Nässesensor. Wer sollte die Daten dieses Sensors einsehen können? Es ist ein Wechselspiel zwischen dem Fürsorgeanspruch und dem Recht auf Selbstbestimmung. Für jede Person und Applikation muss schlussendlich einzeln geprüft werden, ob die Risiken oder die einhergehenden Vorteile überwiegen. Die aktivere Einbindung von Frau Brönnimann in ihre Behandlung («Patient Empowerment») ist eine Folge der neuen Entwicklung und wird die Menschen aus dem Zentrum der Behandlung herausnehmen, wo sie heute gewissermassen als «Objekt» therapiert werden. Sie wird die Menschen zu einem aktiven Teil der Behandlung machen und mit einem Mehr an Gesundheitskompetenz und Selbstverantwortung in die Behandlungsprozesse integrieren (Abbildung 1). Diese neue Selbstverantwortung entbindet aber keineswegs die anderen Akteure. Ganz im Gegenteil sind wir in der Verpflichtung, technisch und organisatorisch alles zu tun, damit Frau Brönnimann ihr Recht auf Persönlichkeitsschutz wahrnehmen kann. Und das wird zukünftig bereits im häuslichen Setting beginnen. Es ist in unser Aller Verantwortung, den Persönlichkeitsschutz einzufordern, damit der «Vertrauensraum Gesundheitswesen» auch in Zukunft intakt bleibt.

*Berner Fachhochschule (BFH)



Heime und Spitäler Ausgabe 2 Mai 2017

EVENTS

SBK Kongress

Kongress vom Berufsverband der diplomierten Pflegefachpersonen der Schweiz

Datum: 02.-03. Mai 2024

Ort: Bern (CH)

ICV Gesundheitstagung Schweiz

Controlling im Spannungsfeld von Innovation, Kostenmanagement und digitaler Transformation.

Datum: 07. Mai 2024

Ort: St. Gallen (CH)

HealthEXPO

Gesundheit, New Health Care und Zukunftsform

Datum: 25. Mai 2024

Ort: Basel (CH)

drupa

Weltweit führende Fachmesse für Drucktechnologien

Datum: 28. Mai-07.Juni 2024

Ort: Düsseldorf (D)

Vorsorge-Symposium

Fachmesse 2. Säule sowie ein Vorsorge-Symposium

Datum: 5. - 6. Juni 2024

Ort: Zürich (CH)

ArbeitsSicherheit Schweiz

Fachmesse für Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz

Datum: 05.-06. Juni 2024

Ort: Zürich (CH)

Achema

Internationale Leitmesse der Prozessindustrie

Datum: 10.-14. Juni 2024

Ort: Frankfurt am Main (D)

Swiss Medtech

Mastering Complexity

Datum: 11. Juni 2024

Ort: Bern (CH)

PFLEGE PLUS

Die Fachmesse PFLEGE PLUS bringt Fachbesucher mit ausstellenden Unternehmen, Branchenverbände sowie Experten des Pflegemarkts zusammen.

Datum: 14.-16. Mai 2024

Ort: Stuttgart (D)

MedtecLIVE with T4M

Fachmesse für die gesamte Wertschöpfungskette der Medizintechnik

Datum: 18.-20. Juni 2024

Ort: Stuttgart (D)

Blezinger Healthcare

9. Fachkonferenz – Das Pflegeheim der Zukunft

Datum: 20.-21. Juni 2024

Ort: Luzern (CH)

Blezinger Healthcare

9. Fachkonferenz - Das Pflegeheim der Zukunft

Datum: 20.-21. Juni 2024

Ort: Luzern (CH)

e-Healthcare Circle

Immer wieder wird erzählt, welche positiven Wirkungen Digitalisierung auf das Gesundheitswesen haben kann.

Datum: 21. Juni 2024

Ort: Zürich (CH)

all about automation

Fachmesse für Industrieautomation

Datum: 28.-29. August 2024

Ort: Zürich (CH)

maintenance Schweiz

Schweizer Fachmesse für industrielle Instandhaltung und Facility Management

Datum: 28.-29. August 2024

Ort: Zürich (CH)

Blezinger Healthcare

14. Fachkonferenz – Das Spital der Zukunft

Datum: 10.-12. September 2024

Ort: Bern (CH)

Immohealthcare

Ein Treffpunkt für die Healthcarebranche

Datum: 18. September 2024

Ort: Basel (CH)

Ilmac Lausanne

Networking. Forum. Aussteller

Datum: 18.-19. September 2024

Ort: Lausanne (CH)

FachPack

Europäische Fachmesse für Verpackung, Technik, Veredelung und Logistik

Datum: 24.-26. September 2024

Ort: Nürnberg (D)

Rehacare

Die REHACARE ist die internationale Fachmesse für Rehabilitation, Prävention, Inklusion und Pflege.

Datum: 25.-28. September 2024

Ort: Düsseldorf (D)

IN.STAND

Die Messe für Instandhaltung und Services

Datum: 08.-09. Oktober 2024

Ort: Stuttgart (D)

Chillventa

Weltleitmesse der Kältetechnik

Datum: 08.-10. Oktober 2024

Ort: Nürnberg (D)

SIAL

Fachmesse für Nahrungsmittel-Innovationen

Datum: 19.-23 Oktober 2024

Ort: Paris (F)

ZAGG

DER BRANCHENTREFFPUNKT MIT RELEVANTEN GASTRO-TRENDS

Datum: 20.-23. Oktober 2024

Ort: Luzern (CH)

IFAS

Fachmesse für den Gesundheitsmarkt

Datum: 22.-24. Oktober 2024

Ort: Zürich (CH)

ALL4PACK EMBALLAGE

The global marketplace for Packaging Processing Printing Handling

Datum: 04.-07. November 2024

Ort: Paris (F)

5. Future Food Symposium

 «Made in Switzerland - Gute Partnerschaften für mehr Ernährungssouveränität»

Datum: 8. Februar 2024

Ort: Online-Event (CH)

Medica

Die Weltleitmesse der Medizinbranche

Datum: 11.-14. November 2023

Ort: Düsseldorf (D)

AUTOMA+

Pharmaceutical Automation and Digitalisation Congress 2024

Datum: 18.-19. November 2024

Ort: Geneva (CH)

Swiss Handicap

Nationale Messe für Menschen mit und ohne Behinderung.

Datum: 29. November-1. Dezember 2024

Ort: Luzern (CH)

BioFach

Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel

Datum: 11.-14. Februar 2025

Ort: Nürnberg (D)

Gastia

Die Fach- und Erlebnismesse für Gastfreundschaft

Datum: 23.-25. März 2025

Ort: St.Gallen (CH)

TUTTOFOOD

Internationale B2B-Messe für Food & Beverage

Datum: 05.-08. Mai 2025

Ort: Mailand (I)

LABVOLUTION

Europäische Fachmesse für innovative Laborausstattung und die Optimierung von Labor-Workflows

Datum: 20.-22. Mai 2025

Ort: Hannover (D)

Automatica

Die Leitmesse für intelligente Automation und Robotik

Datum: 24.-27. Juni 2025

Ort: München (D)

Oils + fats

Leitmesse der Öl- und Fettindustrie in Europa.

Datum: 15.-19. September 2025

Ort: München (D)

Ilmac

Fachmesse für Prozess- und Labortechnologie

Datum: 16.-18. September 2025

Ort: Basel (CH)

Swiss Medtech Expo

Fachmesse und Symposium: Inspiration, Weiterbildung und Netzwerk

Datum: 16. - 17. September 2025

Ort: Luzern (CH)

AM Expo

Fachmesse und Symposium: Inspiration, Weiterbildung und Netzwerk

Datum: 16.-17. September 2025

Ort: Luzern (CH)

CMS Berlin

Internationale Leitmesse für Reinigung und Hygiene

Datum: 23.-26. September 2025

Ort: Berlin (D)

POWTECH

Pharma.Manufacturing.Excellence

Datum: 23. - 25. September 2025

Ort: Nürnberg (D)

Anuga

Weltweite Ernährungsmesse für Handel und Gastronomie/Ausser-Haus-Markt

Datum: 04.-08. Oktober 2025

Ort: Köln (D)

A + A

Messe und Kongress für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit

Datum: 04.-07. November 2025

Ort: Düsseldorf (D)

igeho

Internationale Branchenplattform für Hotellerie, Gastronomie, Take-away und Care

Datum: 15.-19. November 2025

Ort: Basel (CH)

Pumps & Valves

Die Fachmesse für industrielle Pumpen, Armaturen & Prozesse

Datum: 26. - 27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

interpack

Führende Messe für Prozesse und Verpackung

Datum: 07.-13. Mai 2026

Ort: Düsseldorf (D)

Bezugsquellenverzeichnis