Die Anforderungen des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) sind klar: Assistenzärztinnen und -ärzte haben Anrecht auf vier Stunden strukturierte Weiterbildung pro Woche. Gemeint sind damit Weiterbildungselemente zum Beispiel in Form von Referaten oder Workshops, die zu der täglichen «on the job»-Weiterbildung hinzukommen. Für Oberärztinnen und -ärzte sind gemäss SIWF pro Jahr mindestens zehn Tage Fortbildung zu absolvieren.
In der Realität werden diese Anforderungen leider von vielen Spitälern und Kliniken nicht erfüllt. Die letzte Umfrage unter den vsao-Mitgliedern ergab 2023, dass nur gerade 21% der Assistenzärztinnen und -ärzte die vier Stunden strukturierte Weiterbildung pro Woche erhalten. Auch bei den Oberärztinnen und -ärzten sieht es nicht besser aus: nur 24% können die zehn Tage Fortbildung pro Jahr absolvieren.
Besonders schwierig ist die Situation oft auf Notfallstationen, da einerseits teilweise kaum oder keine Weiterbildung angeboten wird und/oder da aufgrund der Schichten nicht daran teilgenommen werden kann. Vor diesem Hintergrund sind die Angebote des INZ, welches in den letzten Jahren gezielt in die Weiter- und Fortbildung investiert hat, herausragend. Zahlreiche Elemente haben Vorbildcharakter: Unter anderem das jährliche Kontingent für zehn Tage externe Weiter- bzw. Fortbildung für alle; die monatlich mehreren ganztägigen internen Weiterbildungstage durch die Kaderärztinnen und -ärzte; oder die täglichen, ca. 15-minütigen Weiterbildungselemente beim Schichtwechsel um 15 Uhr. Hinzu kommt die sehr grosszügige finanzielle Unterstützung durch den Arbeitgeber für den Besuch von externen Weiter- und Fortbildungsangeboten.
Ein Plus auf dem Arbeitsmarkt
«Das INZ ist in Sachen Weiter- und Fortbildung tatsächlich vorbildlich», sagt Angelo Barrile, Präsident des Vsao. «Das spiegelt sich auch in den hervorragenden Resultaten wider, die das Zentrum jeweils bei den Erhebungen des SIWF erzielt. Ich wünsche mir, dass sich weitere Kliniken von diesem Beispiel inspirieren lassen. Um die qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung langfristig sichern zu können, brauchen wir eine hochstehende Weiter- und Fortbildungskultur in den Spitälern.»
Susanne Frei, stv. Leitende Ärztin am INZ, betont: «Die Weiter- und Fortbildung geniesst an unserem Zentrum einen hohen Stellenwert. Das trägt dazu bei, dass es uns gelingt, gute Ärztinnen und Ärzte für das INZ zu gewinnen und sie zu halten. Dass unsere Bemühungen vom vsao anerkannt werden und wir nun sogar eine Spitalrose entgegennehmen dürfen, freut uns ganz besonders und bestärkt uns darin, auf diesem Weg weiterzufahren.»
Auch Julian Diethelm, Co-Präsident des Vsao Aargau, bestätigt: «Wir haben von unseren Mitgliedern nur gute Rückmeldungen, was die Weiterbildung im INZ betrifft. Leider ist dies nicht bei allen Kliniken der Fall. Die Weiterbildung wird vielerorts immer noch stiefmütterlich behandelt.»
Die Spitalrose wird vom Vsao seit 2013 jährlich an eine Klinik oder ein Spital verliehen, welche die Situation der Ärztinnen und Ärzte mit gezielten Massnahmen verbessern. Das INZ des Kantonsspitals Baden ist der erste Preisträger aus dem Kanton Aargau. Es setzte sich in der Ausmarchung des vsao gegenüber weiteren Nominierten aus den Kantonen St. Gallen und Basel-Stadt durch.