Die Abstimmung über die Pflegeinitiative hat ein grosses Problem innerhalb des Gesundheitswesens deutlich gemacht: die Belastung durch die Arbeit im Schichtbetrieb. Und das nicht erst seit der zusätzlichen Beanspruchung aufgrund der Covid-19-Pandemie. Viele Pflegefachleute wollen nur noch im Teilzeiteinsatz arbeiten und nicht mehr im Schichtbetrieb. Entweder aufgrund der zu grossen Belastung durch die wechselnden Einsatzzeiten oder weil die Vereinbarkeit mit den privaten Verpflichtungen, vor allem nach Gründung einer Familie, erschwert ist.
«Mit einem neuen Arbeitszeitmodell erkennen wir die anspruchsvolle Tätigkeit des Pflegepersonals im Schichtdienst an», erklärt Matthias P. Spielmann, CEO GZO Spital Wetzikon. Die wöchentliche Arbeitszeit werde ab Juni 2022 bei gleichbleibendem Grundlohn um 10 Prozent auf neu 37.8 Stunden (100 Prozent-Pensum) verkürzt. Dies gelte für alle Pflegefachpersonen, die regelmässig im Drei-Schicht-System arbeiten. Für Personen, die regulär 100 Prozent tätig sind, heisst das konkret: Sie müssen 24 Arbeitstage pro Jahr (rund 17 Stunden pro Monat) weniger für den gleichen Lohn arbeiten.
Warten auf Umsetzung der Pflegeinitiative
In keiner Branche gibt es so viele offene Stellen wie im Gesundheitswesen. Mehr als 10 000 sind es aktuell. Tendenz weiterhin steigend. Einer der Gründe dafür: Vier von zehn Pflegenden geben ihren Beruf bereits nach wenigen Jahren auf – oft aus Erschöpfung. Einige der offenen Stellen können vorübergehend durch Temporär-Mitarbeitende besetzt werden. Dies ist jedoch teurer, äusserst zeitaufwändig und wirkt sich aufgrund der fehlenden Kontinuität negativ auf die Qualität aus. «Wir möchten den Pflegeberuf attraktiver machen und die Rahmenbedingungen so gestalten, dass mehr Pflegefachpersonen dem Beruf treu bleiben», betont CEO Matthias P. Spielmann. Neue Arbeitszeitmodelle seien hier eine Möglichkeit. Da der Bundesrat am 12. Januar 2022 den Entscheid gefällt hat, die am 28. November 2021 angenommene Pflegeinitiative in zwei Etappen rasch umzusetzen, sei das neue Arbeitszeitmodell zunächst bis Ende 2023 befristet, so Spielmann weiter. Denn das GZO wolle flexibel auf die Umsetzung der Initiative reagieren können.
Covid-Prämie und Joker-Tage
Bereits heute ist das GZO Spital Wetzikon mit guten Versicherungsleistungen, Weiterbildungsmöglichkeiten, vergünstigter Verpflegung und zahlreichen weiteren Vorteilen ein attraktiver Arbeitgeber. Das ausserordentliche Engagement aller Mitarbeitenden während des vergangenen Jahres wird darüber hinaus mit einer einmaligen Covid-Prämie gewürdigt. Diese wird Ende Januar ausgezahlt und beträgt – in Abhängigkeit verschiedener Faktoren – bis zu 500 Franken. Analog zum vergangenen Jahr können alle GZO-Mitarbeitenden zudem zwei zusätzliche freie (Joker-) Tage beziehen, da im Jahr 2022 die Feiertage erneut «arbeitgeberfreundlich» liegen.