Qualitätsdaten offenlegen


Wie gut ist das Schweizer Gesundheitswesen wirklich und was müssen Heime und Spitäler vorkehren, um die Qualität zu halten respektive zu steigern? Fridolin Marty, Leiter Gesundheitspolitik von economiesuisse, nimmt dazu Stellung.



Dr. Fridolin Marty*

Die Spitäler und Heime sollten offensiv ihre Qualitätsdaten offenlegen. Dies verschafft ihnen einen Vorteil gegenüber anderen Betrieben. Zudem erfüllen sie damit einen Gesetzesauftrag. Denn das Krankenversicherungsgesetz verlangt qualitativ hochstehende Leistungen. Doch es gibt immer noch zu wenige Daten bezüglich Behandlungsqualität und -ergebnis. Das ist bedauerlich, denn erfahrungsgemäss ermöglicht Transparenz eine stetige Verbesserung der Versorgung. Das Schweizer Gesundheitswesen könnte so auch in qualitativer Hinsicht das beste Gesundheitssystem der Welt werden.

Nicht die Nummer eins

«Die Schweiz hat das beste Gesundheitswesen der Welt und eines der besten in Europa!», kalauerte einst der Gesundheitsökonom Gerhard Kocher. Tatsächlich wird häufig behauptet, wir seien Spitze in der Gesundheitsversorgung. Leider fehlen Daten, die das beweisen könnten. Oft wird eine sehr gesunde Bevölkerung mit einem sehr guten Gesundheitswesen verwechselt. Wir haben nämlich beispielsweise die tiefste Wahrscheinlichkeit, zwischen 30 und 70 Jahren an einer nicht-übertragbaren Krankheit zu sterben.** Die Gesundheit der Bevölkerung sei jedoch nur zu 20 Prozent von der Gesundheitsversorgung abhängig, so das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Das Verhalten und die Lebensumstände prägen die Gesundheit viel stärker, etwa zu 70 Prozent. Und tatsächlich: Während wir bei der Volksgesundheit zu den Topnationen gehören, schneidet unser Gesundheitswesen in den internationalen Ratings weniger gut ab. Bei einem WHO-Vergleich landeten wir bereits im Jahr 2000 nur auf dem 20. Platz.*** Der Commenwealth-Fund hat Daten von 2011 ausgewertet und gute Gesundheitssysteme (10 Länder plus USA) miteinander verglichen.**** Insgesamt landete die Schweiz auf dem sehr guten zweiten Rang. Aber während wir bei «Gleichheit», «Wartezeiten» und «Patientenzufriedenheit» sehr gute Noten bekamen, sah die Situation bei der Sicherheit, der Effektivität und der Effizienz nicht rosig aus. Das Kostenproblem ist bekannt; es beschränkt sich jedoch nicht nur auf das Gesundheitswesen, sondern auf die ganze Volkswirtschaft. Fast alles ist in der Schweiz teurer als im Ausland. Vom Sicherheitsproblem und von der fehlenden Effektivität hingegen hört und liest man wenig.



Proaktiv vorgehen


Bei der Qualität ist das Motto «Was man nicht weiss, macht mich nicht heiss!» fehl am Platz. Deshalb sollten alle Leistungserbringer ihre Versorgungsqualität proaktiv handhaben. Die Endlosschlaufe «messenvergleichen-verbessern-messen etc.» führt zu stetiger Verbesserung sowohl der eigenen Institution, als auch der gesamten Versorgungskette. Wenn alle Akteure ihre Daten publizieren, können andere Leistungserbringer und die Patienten sich ein Bild davon machen. Die Leistungserbringer bekommen einen Kompass für die Zuweisungen, und die Patienten können besser wählen, wo sie sich behandeln lassen möchten. Dank dieses stetigen Prozesses verbessern sich alle. Zudem wird dadurch der Strukturwandel erleichtert. Kann sich nämlich eine Institution bei spezifischen Indikatoren nicht genügend verbessern, wird sie mittelfristig auf dieses Angebot verzichten, sei es freiwillig oder auf Grund fehlender Patienten.

Falsche Sichtweise
Häufig kommt beim Thema Qualität der Ruf nach dem Staat ins Spiel. Grund dafür ist die verständliche Sorge, ohne starke öffentliche Hand würde im Bereich der Qualität nichts passieren. Diese Sichtweise ist verständlich, aber falsch. Verständlich ist sie, da trotz der gesetzlichen Verankerung seit 1996 der Qualität viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Falsch ist sie, weil eine zentrale Lenkung nicht zum Ziel führt. Das Subsidiaritätsprinzip ist unbedingt beizubehalten, denn jede Qualitätsverbesserung muss direkt an der Basis umgesetzt werden. Werden Qualitätsmassnahmen aufoktroyiert, ist die Umsetzung selten erfolgreich. Jede einzelne Massnahme muss mit den beteiligten Personen besprochen und wenn nötig angepasst werden. Nur so ist sie praxistauglich und wird in der täglichen Arbeit gelebt. Was sind die Aufgaben der öffentlichen Hand? Sie soll die Gesetze und Verordnungen so ausgestalten, dass die Ziele dank wettbewerblichen Anreizen erreicht werden. Allenfalls können Sanktionsregeln helfen, den Prozess zu beschleunigen. Die Kantone als Zulasser der Leistungserbringer müssen verbindliche, minimale Qualitätsstandards durchsetzen. Der Bund soll sich auf die Sicherstellung der nötigen, mit den Sozialversicherungen kompatiblen Rahmenbedingungen beschränken. Er kann in enger Zusammenarbeit mit den Akteuren Qualitätsindikatoren interkantonal vereinheitlichen. Zudem können Health Technology Assessments (HTAs) die Qualitätstransparenz erhöhen. Um generell die Transparenz im Gesundheitswesen zu verbessern, kann vermehrt Versorgungsforschung gemacht werden, damit man mittelfristig Versorgungsziele definieren kann. Register für spezifische Krankheiten (z.B. Krebsregister) leisten hierfür gute Dienste. Schliesslich helfen Standards im Bereich der elektronischen Vernetzung im Gesundheitswesen (E-Health) ebenfalls, Qualitätsverbesserungen zu realisieren. Und dennoch: Die Umsetzung der Qualitätsstrategie bleibt letztlich immer eine Aufgabe jedes einzelnen Leistungserbringers. Die Flecken im Reinheft des Schweizer Gesundheitswesens liessen sich durchaus löschen. Es braucht aber den Willen dazu. Heime und Spitäler können dabei einen grossen Beitrag leisten.

* Leiter Gesundheitspolitik, economiesuisse, www.economiesuisse.ch

** World Health Organization - Noncommunicable Diseases (NCD) Country Profiles, 2014.
*** World Health Organization: The World Health Report (2000), vgl. auch https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_OECD_cou ntries_by_health_care_outcome
**** http://www.commonwealthfund.org/publications/press-releases/2014/jun/us-health-systemranks-last

Heime und Spitäler Ausgabe 4 November 2015

EVENTS

Swiss Medtech

Mastering Complexity

Datum: 25. Juni 2025

Ort: Bern (CH)

Blezinger Healthcare

10. Fachkonferenz - Das Pflegeheim der Zukunft

Datum: 26.-27. Juni 2025

Ort: Schwyz (CH)

Automatica

Die Leitmesse für intelligente Automation und Robotik

Datum: 24.-27. Juni 2025

Ort: München (D)

AM Expo

Fachmesse und Symposium: Inspiration, Weiterbildung und Netzwerk

Datum: 09.-10. September 2025

Ort: Luzern (CH)

Swiss Medtech Expo

Fachmesse und Symposium: Inspiration, Weiterbildung und Netzwerk

Datum: 09.-10. September 2025

Ort: Luzern (CH)

Ilmac

Fachmesse für Prozess- und Labortechnologie

Datum: 16.-18. September 2025

Ort: Basel (CH)

CMS Berlin

Internationale Leitmesse für Reinigung und Hygiene

Datum: 23.-26. September 2025

Ort: Berlin (D)

POWTECH

Pharma.Manufacturing.Excellence

Datum: 23.-25. September 2025

Ort: Nürnberg (D)

FachPack

Europäische Fachmesse für Verpackung, Technik, Veredelung und Logistik

Datum: 23.-25. September 2025

Ort: Nürnberg (D)

Rehacare

Die REHACARE ist die internationale Fachmesse für Rehabilitation, Prävention, Inklusion und Pflege.

Datum: 17.-20. September 2025

Ort: Düsseldorf (D)

Anuga

Weltweite Ernährungsmesse für Handel und Gastronomie/Ausser-Haus-Markt

Datum: 04.-08. Oktober 2025

Ort: Köln (D)

IN.STAND

Die Messe für Instandhaltung und Services

Datum: 21.-22. Oktober 2025

Ort: Stuttgart (D)

Blezinger Healthcare

15. Fachkonferenz – Das Spital der Zukunft

Datum: 23.-25. Oktober 2025

Ort: St. Gallen (CH)

A + A

Messe und Kongress für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit

Datum: 04.-07. November 2025

Ort: Düsseldorf (D)

St. Galler Demenz-Kongress

«Dementia Care im Wandel der Zeit – Weiterdenken erwünscht?»

Datum: 12. November 2025

Ort: St.Gallen (CH)

igeho

Internationale Branchenplattform für Hotellerie, Gastronomie, Take-away und Care

Datum: 15.-19. November 2025

Ort: Basel (CH)

Medica

Fachmesse für Medizintechnik & Gesundheitswesen

Datum: 17.-20. November 2025

Ort: Düsseldorf (D)

SVG-Symposium

Impulse und Gespräche

Datum: 17. November 2025

Ort: Zürich (CH)

AUTOMA+

Pharmaceutical Automation and Digitalisation Congress 2024

Datum: 24.-25. November 2025

Ort: Vösendorf (A)

maintenance Schweiz

Schweizer Fachmesse für industrielle Instandhaltung und Facility Management

Datum: 26.-27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

Pumps & Valves

Die Fachmesse für industrielle Pumpen, Armaturen & Prozesse

Datum: 26.-27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

Swissbau

Führende Plattform der Bau- und Immobilienwirtschaft

Datum: 20.-23. Januar 2026

Ort: Basel (CH)

Empack Schweiz

The Future of Packaging Technology

Datum: 28.-29. Januar 2026

Ort: Bern (CH)

aqua pro

B2B-Plattform in der Schweiz für Fachkräfte des globalen Wasserkreislaufs

Datum: 04.-06. Februar 2026

Ort: Bulle (CH)

analytica

Weltleitmesse für Labortechnik, Analytik, Biotechnologie und analytica conference

Datum: 24.-27. März 2026

Ort: München (D)

Techtextil

Internationale Leitmesse für technische Textilien und Vliesstoffe

Datum: 21.-24. April 2026

Ort: Frankfurt am Main (D)

PFLEGE PLUS

Die Fachmesse PFLEGE PLUS bringt Fachbesucher mit ausstellenden Unternehmen, Branchenverbände sowie Experten des Pflegemarkts zusammen.

Datum: 05.-07. Mai 2026

Ort: Stuttgart (D)

interpack

Führende Messe für Prozesse und Verpackung

Datum: 07.-13. Mai 2026

Ort: Düsseldorf (D)

ArbeitsSicherheit Schweiz

Fachmesse für Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz

Datum: 20.-21. Mai 2026

Ort: Zürich (CH)

MedtecLIVE with T4M

Fachmesse für die gesamte Wertschöpfungskette der Medizintechnik

Datum: 05.-07. Juni 2026

Ort: Stuttgart (D)

all about automation

Fachmesse für Industrieautomation

Datum: 26.-27. August 2026

Ort: Zürich (CH)

Ilmac Lausanne

Networking. Forum. Aussteller

Datum: 23.-24. September 2026

Ort: Lausanne (CH)

Chillventa

Weltleitmesse der Kältetechnik

Datum: 13.-15. Oktober 2026

Ort: Nürnberg (D)

ZAGG

DER BRANCHENTREFFPUNKT MIT RELEVANTEN GASTRO-TRENDS

Datum: 18.-21. Oktober 2026

Ort: Luzern (CH)

SIAL

Fachmesse für Nahrungsmittel-Innovationen

Datum: 17.-21. Oktober 2026

Ort: Paris (F)

ALL4PACK EMBALLAGE

The global marketplace for Packaging Processing Printing Handling

Datum: 23.-26. November 2026

Ort: Paris (F)

Anuga FoodTec

Internationale Zuliefermesse für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie

Datum: 23.-26. März 2027

Ort: Köln (D)

Achema

Internationale Leitmesse der Prozessindustrie

Datum: 14.-18. Juni 2027

Ort: Frankfurt am Main (D)

drupa

Weltweit führende Fachmesse für Drucktechnologien

Datum: 09.-17. Mai 2028

Ort: Düsseldorf (D)

Bezugsquellenverzeichnis