Liebe Leserin, lieber Leser

Die Faktenlage ist erdrückend: Die Infrastruktur vieler Spitäler und Alterszentren verursacht den Betreibern ein flaues Gefühl im Magen. Viele Anlagen bedürfen über kurz oder lang einer Sanierung und benötigen Erweiterungs- und Neubauten, weil die Kapazitätsgrenzen erreicht oder schon überschritten sind. Das wird gewaltige Investitionssummen verschlingen. In den nächsten 10 bis 15 Jahren werden gegen 20 Milliarden Franken notwendig sein, um das kränkelnde Gesundheitswesen fit zu trimmen. Damit ist jedoch ein weiteres Problem noch nicht gelöst: Gegenwärtig zeichnet sich beim Pflegepersonal eine Ressourcenverknappung ab, die sich künftig stark akzentuieren dürfte. Es wird primär an jungen Nachwuchskräften fehlen – und dies nicht ohne Grund: Den Pflegefachkräften – insbesondere in Alterszentren – mangelt es einerseits an Karrieremöglichkeiten, andererseits sind die Saläranreize gemessen an der hohen, unregelmässigen Arbeitszeit sowie der grossen Belastung nicht berauschend. Da braucht es neue, zeitgemässe Berufsmodelle, welche erst noch entwickelt werden müssen.

In Anbetracht dieses Hintergrundes fokussierte sich der sechste Jahreskongress Immohealthcare von Ende April auf diese Problemfelder. Gegen 300 Spitaldirektoren, Einkäufer und Leiter von Haustechnik und Facility Management fanden sich in Rorschach ein, um sich zu informieren, Erfahrungen auszutauschen und Standpunkte zu erörtern. Der Kongress bot zudem die Möglichkeit, über die Landesgrenze hinauszublicken. Sehr informativ waren unter anderem die Ausführungen von Dr. Axel Paeger, CEO der Ameos Gruppe in Zürich. Seit zwölf Jahren betreibt die Firma im deutschsprachigen Ausland Spitäler im somatischen wie auch im psychiatrischen Bereich. Konkretes Beispiel: In Sachsen-Anhalt kaufte Ameos in den letzten Jahren vier stark defizitäre Spitäler. Heute werden die Häuser privatwirtschaftlich geführt, verfügen aber über einen öffentlichen Leistungsauftrag – und rentieren! Ein weiteres Plus: Weil die Krankenhäuser privat finanziert werden, können sie entsprechend schneller modernisiert werden. Ein Vergleich: Während beispielsweise ein Neubau eines rein öffentlichen Spitals von der Planung über die politische «Absegnung» bis zur Inbetriebnahme rund zehn Jahre benötigt, können Private ein Projekt innert zwei bis vier Jahren umsetzen.

Ob besagtes Modell die monetären Probleme im Gesundheitswesen zu lösen vermag, möchte ich bewusst offenlassen. Wichtig erscheint mir das Bewusstsein, dass immer Alternativen bestehen – und dass diese beherzt und lösungsorientiert diskutiert werden, wie das in Rorschach der Fall war.

Christoph Hämmig
Chefredaktor