Für die Überwachung der Radioaktivität in der Schweiz ist das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zuständig. Falls erhöhte Radioaktivität gemessen wird, erfolgt eine direkte Meldung an die Nationale Alarmzentrale (NAZ). Die neue Messstation auf dem Jungfraujoch ergänzt die Radioaktivitätsmessungen, die an tiefer gelegenen Standorten in der Schweiz erfolgen. Die Station misst die Radioaktivität in der Luft, indem sie die einzelnen Radionuklide, wie zum Beispiel radioaktives Jod oder Cäsium, identifiziert und ihre Konzentrationen bestimmt.
Mit den Messungen in einer Höhe von über 3400 Metern über Meer könnte eine radioaktive Wolke, die nach einem nuklearen Ereignis im Ausland in die Schweiz gelangt, schnell entdeckt und eingestuft werden, bevor die Radioaktivität bewohnte Gebiete erreicht. So könnten nötigenfalls rasch Schutzmassnahmen getroffen werden. Bei einem radiologischen Ereignis in der Schweiz würde ein Alarm eher durch die Messstationen im Flachland ausgelöst. Das BAG stärkt mit den Radioaktivitätsmessungen den Schutz der Bevölkerung und leistet angesichts der zunehmenden geopolitischen Spannungen damit auch einen Beitrag zur nationalen Sicherheit.
Einzigartige Radioaktivitätsmessung in dieser Höhe
Bundesrätin Baume-Schneider betonte bei der Einweihung der neuen Messstation deren Bedeutung für die Schweiz. Es ist die zweite ständige Messstation des Eidgenössische Departement des Innern in der hochalpinen Forschungsstation Jungfraujoch: Neben der Radioaktivitäts-Messstation des BAG befinden sich auch eine Vielzahl von Messinstrumenten für die Beobachtung der Atmosphäre vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz auf der Bergstation.
Die Messung von Radioaktivität in der Luft in dieser Höhe ist in Europa einzigartig. Die neue Messtation gehört deshalb auch zum europäischen Messnetzwerk, das 50 ähnliche, hoch empfindliche Stationen umfasst. Die Anlage muss Temperaturen von bis zu minus 30 Grad, Feuchtigkeit und starken Winden standhalten und grosse Luftmengen umwälzen. Dafür hat das BAG eigens neue technische Lösungen entwickelt. Die Anlage misst die Radioaktivität in Echtzeit, während die Luftproben gesammelt werden. Alle fünf Minuten werden die Messungen ausgewertet.
Die neue Radioaktivitäts-Messstation ersetzt die bisherigen Messflüge der Tiger-Flugzeugflotte, die 2027 ausser Betrieb genommen wird. Die Entwicklungs- und Anschaffungskosten der neuen Messstation beliefen sich auf 450'000 Franken. Die Unterhaltskosten betragen rund 30'000 Franken pro Jahr. Das ist günstiger als neue Militärflugzeuge oder Drohnen für Testflüge umzurüsten. Die Kosten für den Betrieb und Unterhalt der automatischen Netze zur Überwachung der Radioaktivität in der Luft, einschliesslich der neuen Station, belaufen sich insgesamt auf 250'000 Franken pro Jahr. Sie werden vom BAG getragen.
 
					