Bisher blieb New Work oft im «Manmüsste-mal»-Modus stecken. Doch mit der Coronakrise mussten wir alle unser (Arbeits-)leben innerhalb kürzester Zeit
schnell und konsequent umstellen. Was in vielen Organisationen vorher angeblich nicht ging oder nicht durchsetzbar war – auf einmal ging es. Oft mit der Erkenntnis: Warum haben wir das nicht schon vorher so gemacht?!
Ist die Zeit für New Work nun also da?
Ja, weil Unternehmen, Führungskräfte und Mitarbeiter realisiert haben, dass New Work viel mehr ist als Digitalisierung, dass es vor allem um eine Haltung
im Miteinander geht. Ja, weil nun deutlich wurde, dass es gar nicht um Homeoffice ja oder nein, sondern um eine smarte Gestaltung der Arbeitszeit geht. Ja, weil nun niemand mehr verneinen kann, dass das Aneignen neuer Fähigkeiten viel schneller, viel alltags- und arbeitsplatznäher erfolgen muss. Ja, weil Ergebnisse jetzt mehr zählen als Anwesenheit.
Neues Arbeiten mal eben ganz agil einführen?
Bei dem Wunsch der New-Work-Komplexität zu begegnen, wird oft nach schnellen oder vermeintlich einfachen Lösungen gegriffen. Doch agiles Projektmanagement ist kein Allheilmittel für verfahrene Projekte und gegen egoistisches Bereichsdenken. Homeoffice für jeden oder ein einmaliger Design Thinking Workshop katapultiert ein Unternehmen noch nicht in die Zukunft. Und es müssen auch nicht sofort alle Führungskräfte abgeschafft werden.
Zum Beispiel der Wunsch nach Agilität: Die positiven Auswirkungen, wenn Unternehmen statt auf klassisches Projektmanagement auf agile Arbeitsweisen
setzen, sprechen für sich: gemeinsam getragene Verantwortung, experimentieren und anpassen, Fortschritte in kurzen Zyklen. Für das Vorankommen sind alle
verantwortlich. Agile Methoden brechen starre Planungen auf und machen Unternehmenskulturen möglich, die offen sind für Veränderungen. Das klingt gut und
plausibel. Doch «agil» wird oft falsch verstanden und mit Erwartungen überfrachtet. Agil – wendig, flexibel, flink. Wer wäre nicht gern so. Tatsächlich ist agiles Arbeiten aber viel strukturierter als das Wort auf den ersten Blick vermuten lässt. Es macht nicht plötzlich jeder, was er will, und es reden auch nicht alle überall mit. Rollen sind definiert, Aufgaben werden klar verteilt, Abläufe werden aufeinander abgestimmt. Für das Gelingen ist es deshalb wichtig, sich ernsthaft und fundiert darüber zu verständigen, was die Einführung agiler Arbeitsweisen bewirken soll.
Führung im New-Work-Kontext: Orientierung geben und Sinn vermitteln
In vielen Organisationen ist das Handeln Einzelner bisher geprägt dadurch, den eigenen Bereich, die eigene Macht zu optimieren. Das wandelt sich in Unternehmen, die den Sinn und die Ziele in den Mittelpunkt stellen. Denn wenn der Sinn im Fokus des Tuns steht, erwächst hieraus eine viel stärkere Motivation, gemeinsam die gesteckten Ziele zu erreichen. Noch mehr als bislang müssen Führungskräfte deshalb eine orientierende Rolle wahrnehmen und Vision und Werte vermitteln, gemeinsames Vorankommen und Vernetzung fördern. Sie werden zu «Ermöglichern», indem sie von Kontrolle auf Empowerment umschalten mit einer empathischen, coachenden Haltung auf Augenhöhe. Das Verhältnis zwischen Führung und Selbstorganisation verschiebt sich. Dabei wird die Fähigkeit, präzise Strategien zu formulieren immer wichtiger. Gute Kommunikationsfähigkeiten sind dann das A und O, um Fortschritte transparent zu machen und Mitarbeitenden den Raum für gutes und zielgerichtetes Arbeiten zu ermöglichen.
Vertrauenskultur – in unsicheren Zeiten besonders wichtig
Damit Mitarbeitende sich mit all ihren Fähigkeiten und Ideen einbringen können und wollen, braucht es psychologische Sicherheit. Diese Sicherheit kann nur in einer Kultur des Vertrauens entstehen, in einer Kultur in der Offenheit und gute Zusammenarbeit gelebt werden. Wenn man die derzeit notwendigen Veränderungen voranbringen will, hilft es, sich bei all den Neuerungen wohlwollend gegenseitig zu unterstützen. Dafür braucht es Toleranz für Fehler und Unzulänglichkeiten. So wird mehr Menschlichkeit im effizienten Arbeitsalltag möglich und trennende Silostrukturen können konstruktivem Austausch Platz machen.
New Work ist Best Work!
New Work heisst für mich deshalb vor allem genau das «neu zu machen», was Unternehmen nachhaltig hilft, Arbeit besser zu machen und erfolgreich zu sein. Mit frischem Blick, ohne einengende Dogmen. Es geht darum, zu erkennen, was anders werden soll. Ebenso aber zu erkennen und wertzuschätzen, was gut
läuft, was auch in der Vergangenheit bereits gut funktioniert hat und vielleicht einfach nur vergessen wurde. Im Gestaltungs- und Veränderungsverlauf ist dann
agiles Vorgehen hilfreich. Also Schritt für Schritt vorzugehen, ursprüngliche Annahmen und Pläne zu reflektieren, auch mal einen Schritt zurückgehen. So erzielen Sie nachhaltige Erfolge auf Ihrem New-Work-Weg.