Nach einem guten Start in den Monaten Januar und Februar erfolgte mit dem Lockdown und dem Verbot elektiver Behandlungen an den Akutspitälern im März 2020 ein Einbruch der Fallzahlen. Diese blieben von März bis Dezember unter den Zahlen der jeweiligen Vorjahresperioden zurück. Besonders tiefe Spuren hinterliessen die Monate April sowie November und Dezember. Der Rückgang betraf in erster Linie die stationären Fälle, in abgeschwächter Form aber auch die ambulanten Behandlungen.
Die Zahl der stationären Austritte nahm um -10.2 % ab. Das sind 4’398 Austritte weniger gegenüber dem Vorjahr, in dem noch ein Wachstum von 1.9 % erarbeitet werden konnte. Auf sehr hohem Niveau liegt der Schweregrad der am USZ behandelten Patient*innen. Der Case Mix Index (CMI) betrug 1.645 (Vorjahr: 1.589). Die Summe der Schweregrade, das Kostengewicht (Cost Weight), betrug 63’564 Punkte und lag damit 4’892 Punkte unter dem Vorjahr (-7.1 %). Dennoch konnte die durchschnittliche Verweildauer mit 6.49 Tagen -0.9 % gegenüber dem Vorjahr (6.55 Tage) weiter gesenkt werden. Die 10 % der Patient*innen mit dem höchsten Schweregrad wiesen einen durchschnittlichen CMI von 7.382 (Vorjahr 7.108) aus. Sie machten 45.1 % (Vorjahr 44.4 %) des gesamten Kostengewichts aus und widerspiegeln den hohen Spezialisierungsgrad am USZ.
Der Kanton Zürich hat finanzielle Unterstützungsmassnahmen für die Spitäler beschlossen. Die definitiven Beträge werden erst nach Vorliegen der Jahresrechnungen der Spitäler und somit im Verlauf von 2021 festgelegt. Basierend auf den Beschlüssen des Regierungsrates und nach Abstimmung mit dem Kanton Zürich wurde für die Jahresrechnung 2020 insgesamt ein Betrag von 31.4 Mio. CHF als Ertrag verbucht.
Der Betriebsertrag verringerte sich im Berichtsjahr um 1.6 % und liegt bei 1‘451.3 Mio. CHF. Trotz der rückläufigen Fallzahlen und einem engen Monitoring nahm der Betriebsaufwand gegenüber dem Vorjahr um 4.2 % zu. Dieser Mehraufwand ist in geplantem Rahmen auf zeitgerecht umgesetzte Grossprojekte (USZ Flughafen und Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte in Schlieren) sowie ungeplant auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. Es resultiert ein EBITDA von 30.6 Mio. CHF. Das entspricht einer Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr um 80.5 Mio. CHF. Die EBITDA-Marge liegt bei 2.2 % (Vorjahr 7.7 %). Insgesamt beläuft sich der Verlust auf 48.0 Mio. CHF. Vorbehältlich der Genehmigung durch Regierungs- und Kantonsrat soll der Verlust dem Eigenkapital (freie Reserven) belastet werden.
Herausforderungen der Pandemie
Das USZ trug wesentlich zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie und zur Behandlung der an SARS-CoV-2 erkrankten Patient*innen bei. Das mittlere Fallgewicht der COVID-Fälle betrug hohe 3.173. Zur Diagnose und Behandlung von COVID-19-Patient*innen erbrachte das Personal im Kerngeschäft eine überdurchschnittliche Leistung. Auch Mitarbeitende in Bereichen wie Logistik, Patientenadministration oder Unternehmenssicherheit sahen sich grossen Herausforderungen gegenüber. Unterstützt wurde die Organisation bei ihrer Parforceleistung durch eine Taskforce, die bereits Ende Januar eingesetzt worden war. Die Taskforce beschaffte die notwendigen internationalen, nationalen und regionalen Informationen und fällte die taktisch-dispositiven Entscheide für den Umgang mit der Pandemie am USZ.
Neben der Bewirtschaftung der notwendigen räumlichen und personellen Kapazitäten für die Behandlung der Patient*innen oder den Betrieb des Testzentrums, galt es auch zahlreiche weitere Massnahmen zu koordinieren. Dazu gehörten der Schutz der eigenen Mitarbeitenden, die Sicherstellung der Versorgung mit Medikamenten und Materialien, die Umsetzung der Homeoffice-Anordnungen, die damit verbundene Aufrüstung und Sicherheit bei der ICT-Ausstattung sowie die interne und externe Kommunikation. Dank der etablierten und straffen Abläufe, die die Taskforce vorgab, und der über die Massen engagierten Mitarbeitenden in allen Bereichen des USZ konnten die COVID-19-Patient*innen in hoher Qualität und nach den jeweils neuesten Therapiemethoden behandelt werden.
Bedeutende Meilensteine erreicht
Neben den Anstrengungen zur Bewältigung der Corona-Pandemie ist es dem USZ auch im Jahr 2020 gelungen, eine Reihe von wichtigen betrieblichen Schritten umzusetzen. So wurden die Arbeiten für die bauliche Erneuerung des USZ Kernareals (Campus MITTE 1 und 2) erfolgreich vorangetrieben.
Die wichtigste betriebliche Veränderung im Berichtsjahr war der Start des Gesundheitszentrums USZ Flughafen. Nach mehrjähriger Planung konnte dieses Vorhaben fristgerecht und im Budget abgeschlossen werden. Mit dem hochmodernen, ambulanten Diagnose- und Therapiezentrum auf rund 11‘000 m2 Fläche und mit bester Anbindung an den öffentlichen und privaten Verkehr in der Schweiz wird der Campus des USZ im Zentrum entlastet. Im Oktober 2020 wurde der erste Patient am Standort Flughafen behandelt.
Einen weiteren Meilenstein setzte das USZ in Schlieren. Dort nahm es die modernste Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte (AEMP) der Schweiz in Betrieb. Komplett neue und digital unterstützte Planungs- und Logistikprozesse sind direkt mit der Patientenversorgung verbunden. Von Schlieren aus erfolgt die Versorgung aller Standorte mit Sterilgut.
Auch im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) hat das USZ wesentliche Anpassungen vorgenommen. Insgesamt wurde das mobile und flexiblere Arbeiten sowohl im medizinischen wie auch im administrativen Bereich stark gefördert. Im Fokus stand die Umstellung auf digitale, ortsungebundene Kommunikation sowie mobile Geräte als Arbeitsinstrumente.
Medizinische Innovationskraft
Das USZ hat neben den Anstrengungen zur Bewältigung der Pandemie zahlreiche Themen im Bereich Forschung, Entwicklung und Versorgung vorangetrieben. Die wissenschaftliche Tätigkeit bleibt aufrechterhalten. COVID-bezogene Forschungsprojekte wurden rasch etabliert und schnell zu neuen Therapieansätzen weiterentwickelt. Hier zeigte sich einmal mehr die Stärke der patientennahen, translationalen Forschung. Auch die Lehre wurde ohne Unterbruch fortgesetzt. In kürzester Zeit wurden neue Lehrformate und Kommunikationswege etabliert. Lediglich bei patienten- und praxisbezogenen Lehrtätigkeiten mussten Abstriche gemacht werden.
Stark beschäftigt und belastet wurden das USZ und seine Mitarbeitenden in dieser anspruchsvollen Pandemiezeit zusätzlich von einer Reihe von Vorfällen und Vorwürfen rund um drei Kliniken, die medial aufgenommen wurden. Ein Teil der Untersuchungen konnten zwischenzeitlich abgeschlossen werden, andere dauern noch an. USZ-intern wurden die Konsequenzen aus den Vorfällen bereits gezogen und verschiedene Massnahmen umgesetzt. Alle betroffenen Kliniken stehen unter neuer Leitung. Die Positionen konnten sehr rasch durch äusserst kompetente und erfahrene Persönlichkeiten besetzt werden. Dadurch ist wieder Ruhe eingekehrt. Zu den weiterführenden Massnahmen gehört u.a. die Etablierung einer externen Whistleblower-Plattform. Bei den übergeordneten Themen wie der Revision des Zusatzhonorargesetzes oder der Führungsstrukturen auf Ebene Spitalrat und Spitaldirektion steht das USZ in engem Kontakt mit der Gesundheitsdirektion.