Die Umsetzung dieser Vorlage soll ab 1. Januar 2028 greifen, für Pfl egeleistungen ab 1. Januar 2032. Dabei soll der Kanton mindestens 26,9 Prozent und die Versicherer höchstens 73,1 Prozent der anfallenden Kosten übernehmen. Der gleiche Finanzierungsschlüssel für ambulante und stationäre medizinische Leistungen hat unter anderem das Ziel, die Ambulantisierung von medizinischen Behandlungen zu fördern. Einerseits ist dies kostengünstiger, andererseits fallen Risiken wie krankenhausbedingte Infekte weg.
Im Vergleich zum Ausland erbringt die Schweiz immer noch relativ viele medizinische Leistungen stationär. Konkret wurden 2023 gemäss Bundesamt für Statistik 93 Milliarden Franken für das Schweizer Gesundheitswesen ausgegeben. Von diesem Gesamtbetrag entfi elen 36,6 Prozent der Kosten auf die Spitäler, 15,8 Prozent auf die Arztpraxen, 8,6 Prozent auf andere Anbieter ambulanter und häuslicher Leistungen, der Rest auf weitere Player. Eine Aufschlüsselung der Kosten in ambulante und stationäre Leistungen ist schwierig, das Bundesamt für Statistik weist aus, dass 17,8 Prozent der Leistungen auf stationäre Kurativpflege entfallen und 21,8 Prozent auf ambulante Kurativpflege, 5,1 Prozent auf rehabilitative Pflege, 20,7 Prozent auf Langzeitpflege und Hilfe, 16,2 Prozent auf Gesundheitsgüter, 1,8 Prozent auf Prävention, 4,4 Prozent auf die Verwaltung sowie 12,2 Prozent auf weitere Leistungsträger. In den USA werden hingegen beispielsweise rund 80 Prozent der Fälle ambulant behandelt. Natürlich wollen wir in der Schweiz nicht amerikanische Verhältnisse im Gesundheitswesen, aber etwas mehr Ambulantisierung sollte auch bei uns möglich sein – und wird es wohl zukünftig auch geben.
Was bedeutet das nun für Spitäler und Heime? Es ist bereits heute erkennbar, dass Spitäler vermehrt spitalambulante Behandlungen durchführen und Heime auch auf Alters- und Pflegewohnungen setzen. Das finde ich richtig. Es ist zudem wichtig, im Fall der Spitäler klar abzugrenzen, wo «spitalambulant» aufh ört und wann der niedergelassene Arzt «echte ambulante Behandlungen» durchführt. Nicht jede ambulante Behandlung braucht eine Spitalinfrastruktur. Aber es gibt Behandlungen, die nur dank Spitalinfrastruktur ambulant erbracht werden können. Und genau hier liegt das Unterscheidungsmerkmal: Braucht es den unmittelbaren und sehr niederschwelligen «Back-up» einer stationären Spitalinfrastruktur im Rahmen einer ambulanten Behandlung, ist die Lösung das spitalambulante Modell. Ist im Rahmen einer ambulanten Behandlung nicht mit höherer Wahrscheinlichkeit von einem direkten Support durch ein Spital auszugehen und ist das entsprechende Wissen beim niedergelassenen Spezialarzt oder Hausarzt vorhanden, reicht eine gewöhnliche ambulante Behandlung aus. Diese Grenze erachte ich als fliessend. Es ist aber wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, ob etwas ambulant oder spitalambulant erbracht werden soll – gerade in Zeiten von zunehmender Ambulantisierung.
Weiter werden neue und innovative Modelle wie Hospital@home Bewegung in die Spitallandschaft bringen. Dabei braucht es eine klare Abgrenzung von der Spitex, aber auch eine gute Zusammenarbeit. Bei Hospital@home spielen weiter Finanzierungsfragen sowie Belastung respektive Überlastung von Angehörigen eine Rolle. Insgesamt zeigt der Blick ins Ausland auch hier, dass solche Modelle zukunftsträchtig sind.
Sicherlich sind gute Zentrumsspitäler weiterhin wichtig, mehr Regionalspitäler braucht es hingegen kaum. Ein Trend zu Gesundheitszentren mit ambulanten Leistungen und der Möglichkeit, eine Nacht zur Beobachtung zu verbringen (sogenannte Short stay units) sind für mich eine gute Alternative zu Kleinspitälern. Diese tun gut daran, eine entsprechende Anpassung durchzuführen, idealerweise mit einem Schwerpunkt beispielsweise in Schmerzbehandlung oder Rehabilitation. Bei den Pflegeheimen scheint sich ein ähnlicher Trend wie bei den Spitälern abzuzeichnen: Mehr Alters- und Pflegewohnungen sind gefragt. Der demografische Wandel sowie die Wünsche der älteren Generation sprechen eine klare Sprache. Mehr Alters- und Pflegeheime braucht es hingegen eher nicht. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Alters- und Pflegewohnungen, Alters- und Pflegeheimen, Spitex und ärztlicher Versorgung ist dabei ebenfalls erwünscht und auch sinnvoll.
Insgesamt wird wohl ein Umbruch in der Landschaft von Spitälern und Heimen stattfinden. Das ist gut so. Patienten und ältere Menschen wollen möglichst lange in den eigenen vier Wänden verbleiben. Das ist medizinisch sinnvoll und auch kostengünstiger – also eine Win-win-Situation. «Ambulant vor stationär» ist ein Trend, der sich zugunsten der Patienten und älteren Generation hoffentlich auch bei uns weiter durchsetzen wird. EFAS wird diesen Trend ab 2028 beschleunigen. Umso wichtiger ist es, dass Heime und Spitäler darauf vorbereitet sind.
