«Ich wollte in der Krise etwas Sinnvolles tun. Als ich dann von den wegbrechenden Aufträgen einer Schneiderin aus dem Bekanntenkreis hörte, war mir klar, was ich tun musste», erinnert sich Peter Hofstetter. Von Mitte April an verwirklichte er zusammen mit Corinne Keiser, die ein Couture-Atelier
in Immensee SZ führt, die Idee, hochwertige Schutzmasken aus Stoff zu nähen und über das Internet zu verkaufen. Masken, die schützen, aber auch eine gute Funktionalität aufweisen und schön anzusehen sind. Aus der Idee wurde coutureshop.ch, eine Internetplattform, auf der inzwischen fünf Designerinnen ihre Maskenkreationen anbieten. Darüber hinaus bearbeitet ein Nähatelier mit diplomierten Schneiderinnen die Aufträge von Kunden, die beispielsweise Masken mit einem Firmenlogo wünschen. Über 1000 Masken zu einem Stückpreis von 35 bis 98 Franken wurden inzwischen
verkauft.
Hoffnung für junge Designerinnen
Hofstetter hilft mit seiner Plattform Selbstständigen in einem Berufszweig, der abseits der Schlagzeilen um die Rettung von Grossunternehmen wie beispielsweise die Swiss in Schwierigkeiten geraten ist. «Als die Krise ausbrach, ist natürlich niemand mehr zu einer Couture-Schneiderin
gegangen, um sich ein schönes Kleid nähen zu lassen», erklärt Jeanine Baumgartner, eine der Designerinnen, die ihre Kreationen unter ihrem Label «jane Uncut » auf der Plattform anbietet. «Ich war wirklich verzweifelt. Ich konnte zwar Masken nähen, aber ich wusste nicht, wie ich sie verkaufen sollte», so Baumgartner. Den Vertriebskanal für die Masken baute Peter Hofstetter auf. Der 55-jährige Unternehmer und Gründer der Media-Agentur Mediaxis (inzwischen integriert in die Havas Media AG) krempelte die Ärmel hoch und stellte innerhalb kurzer Zeit die E-Commerce-Plattform
coutureshop.ch online.
Zum Start packten noch seine Frau und sein Sohn die Pakete und standen als Masken-Modelle für die Webseite bereit. Inzwischen kooperiert Hofstetter mit der Behindertenwerkstatt zuwebe in Baar ZG. Dort werden die Masken verpackt und verschickt. Ihr soziales Verantwortungsgefühl beweisen die Schneiderinnen und Hofstetter auch mit der Unterstützung von Orphan Healthcare. Zwei Franken von jeder verkauften Maske gehen an die Stiftung. Dr. Frank Grossmann, Gründer der Stiftung: «350 000 Schweizer Kinder und ihre Familien sind besonders gefährdet, da sie an seltenen Krankheiten leiden.» Er empfiehlt ausdrücklich die nachhaltig hergestellten und wiederverwertbaren Masken von coutureshop.ch.
Interesse von Unternehmen
Die Herstellung einer Maske in Handarbeit dauert bis zu 45 Minuten. Dabei werden zum grossen Teil Ökotex-Stoffe verwendet, und die Designerinnen entscheiden selbst über ihre Motive. «Klassiker sind Streifen und Karomuster, die laufen besonders gut, auch Scherenschnitte und Spitze sind gefragt», so die Jung-Designerin Baumgartner. Vom Erlös erhalten die Designerinnen 51 Prozent, Hofstetter finanziert mit den ihm verbleibenden 49 Prozent den Betrieb der Plattform, die Logistik und Werbemassnahmen. «Ich verdiene an dem Geschäft so gut wie nichts, aber mir war wichtig, gegen die Krise ein Zeichen zu setzen», so Peter Hofstetter. Sein Angebot hat sich herumgesprochen, kürzlich bestellte der Luxusküchen-Hersteller Bulthaup aus Deutschland 500 Masken, um seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Verkaufsstellen mit einer hochwertigen Maske mit aufgesticktem Firmenlogo auszustatten.
Spezielle Masken für Ärzte
Im Unterschied zu den bekannten Einwegmasken mit Gummibändern halten die meisten Masken von coutureshop.ch über ein flexibles Band, das ganz um den Kopf geht und sich der Kopfform anpasst. Für besonders grosse oder kleine Köpfe werden auch individuelle Grössen angefertigt. Das flexible Band und die hochwertigen Baumwollstoffe ermöglichen einen hohen Tragekomfort. Das wissen auch immer mehr Ärzte und ihre Teams zu schätzen, die angewiesen sind, in ihren Praxen durchgängig Masken zu tragen. «Einige Mitarbeiterinnen bekamen von den Einwegmasken teilweise Hautausschläge, und viele empfinden die Gummizüge um die Ohren nach kurzer Zeit als sehr unbequem. Eine Stoffmaske mit Kopfband ist viel ergonomischer und lässt sich problemlos den ganzen Tag tragen», erklärt Dr. Stefano Giudici, Zahnarzt aus Zürich. Inzwischen bietet coutureshop.ch auch spezielle Ärztemasken mit austauschbarer Filtermembran an, die einen Schutz analog zu FFP2 bietet.