«Die neue topmoderne und erweiterte Infrastruktur des Kantonsspitals Frauenfeld wird dazu beitragen, die steigende Nachfrage der Bevölkerung und der öffentlichen Hand nach einer qualitativ erstklassigen, effizienten Gesundheitsversorgung auch in Zukunft sicherzustellen», erläutert Karsten Hell, CEO der Steiner AG, die als Generalunternehmerin den Bau ausführt. Das neue Spitalgebäude ist dabei wie oft bei so bedeutenden Grossprojekten das Resultat eines langen Prozesses. Nach jahrzehntelangem Betrieb stand das Kantonsspital Frauenfeld (KSF) wie derzeit viele Spitäler in der Schweiz vor der Frage, wie es sich in Zukunft behauptet. Das Gebäude basierte auf Plänen der 60er-Jahre und war dem modernen Gesundheitswesen und Patientenaufkommen nicht länger gewachsen. Ein weiterer Unterhalt wurde unverhältnismässig angesichts der strukturellen Mängel, die das Haus gegenüber zeitgemässen Ansprüchen aufwies. Doch ein modernes Kantonsspital ist unabdingbar für eine Region: Es gewährleistet die zeitgemässe medizinische Versorgung und Infrastruktur und bildet einen wichtigen Standortfaktor für Stadt und Kanton.
Lange wurde geplant und das Layout für die verschiedenen Nutzerprozesse von Patienten, Besuchern und Personal entwickelt. Das KSF arbeitete im Hinblick auf die Optimierung von Prozessen und Arbeitsabläufen auch mit einem externen Beratungsunternehmen zusammen. Schliesslich entschied man sich für den Neubau des Betten- und Behandlungstrakts sowie umfangreiche Umbauten des Sockelbaus.
Schritt für Schritt in die Zukunft
Bereits 2002 wurde in einem Projektwettbewerb die architektonische Ausformulierung der Entwicklungsstrategie festgelegt und etappiert. Der architektonische Entwurf stammt von Schneider & Schneider. 2008 realisierte das Architekturbüro aus Aarau bereits die erste Etappe mit dem Anbau Ost der Notfall- und Intensivstation.
Den speziellen Herausforderungen, die ein Spital bei laufendem Betrieb als Bauprojekt mit sich bringt, stellte sich neben der Bauherrin Thurmed Immobilien AG die Steiner AG als Generalunternehmerin. Steiner verfügt in diesem Bereich über eine breite Expertise. Seit 1973 realisierte das Unternehmen schweizweit bereits über 60 verschiedene Spitalbauten sowie Alters- und Pflegezentren.
Den Vertrag für das Projekt HORIZONT unterzeichneten Thurmed Immobilien AG und Steiner 2016. Das Projekt umfasst neben dem Neubau von Nordtrakt und Bettenhaus auch Umbaumassnahmen im bisherigen Sockelbereich sowie als Besonderheit den Rückbau des bestehenden Bettenturms. Der effektive Startschuss für die aktuelle Etappe fiel im Sommer 2016 mit dem Abbruch des Parkplatzes Nord und den ersten Erdsonden-Bohrungen. Die eigentliche Bauphase startete mit dem neuen Nordtrakt und dem Bettenhaus im Sommer 2017.
Kurze Wege
Der inzwischen erstellte moderne Bettentrakt besteht im Unterschied zum bisherigen Turm aus einem nur noch halb so hohen, dafür doppelt so breiten Gebäude. Der Sockel erhielt einen neuen Eingangsbereich für die zentrale Patientenaufnahme und einen klar strukturierten Grundriss, mit dem Ziel, alles offener und übersichtlicher zu gestalten. Im Neubau vereinen sich bestehende Abteilungen in einer Neuorganisation. So entsteht unter anderem eine interdisziplinäre medizinische Diagnostik: Hier ziehen bald neben den gewohnten Abteilungen auch neu organisierte Bereiche ein. So werden die zuvor dezentral angeordneten Ambulatorien räumlich und organisatorisch zu einem interdisziplinären Ambulatorium zusammengefasst. Die Sprechstunden sowie prä- und postoperative Untersuchungen und Behandlungen verschiedener Kliniken finden in einem übersichtlichen Zentrum der kurzen Wege statt. Auch die Tagesklinik und die ambulante Chirurgie sind hier einfacher zu erreichen. Im Zentrum des Neubaus steht ein hochmoderner OP-Bereich, der die hochwertige medizinische Grundversorgung für den Kanton Thurgau gewährleisten soll.
Das neue Spital wird nach modernsten Planungsgrundsätzen gebaut und ist auf zukünftige Bedürfnisse von Patienten und Personal ausgerichtet. Das Projekt zeichnet sich aus architektonischer Sicht durch seine Funktionalität aus. Es ermöglicht in ihrem Sinne eine vollumfängliche Behandlung und effiziente Abläufe. Dafür wurden im neuen Bettenhaus zeitgemässe Einzel- und Doppelzimmer mit Nasszellen für rund 300 Betten eingerichtet.
Neues Erscheinungsbild
Für die neuen Gebäude musste zunächst der bisherige Wirtschaftshof, der sich im Baustellenbereich befand, in ein Provisorium umziehen. Die ersten Baucontainer und Lastwagen trafen im Juni 2016 auf dem Bauareal ein. Begonnen wurde mit Kanalisationsarbeiten und der Umleitung und Sperrung der bisherigen Notfallzufahrt. Auf dem nördlichen Teil des Geländes erfolgten erste Terrainvorbereitungen für die Baugrube und das neue Bettenhaus. Dazu zählten die Erdsonden-Bohrungen für die zukünftige Wärmegewinnung und Kühlung des Neubaus. Sämtliche Neubauten werden durch die Steiner AG im Minergie-P-Standard erstellt.
Weitum sichtbar wird das neue Bettenhaus den alten Turm ersetzen. Daher gestalteten die Architekten eine komplexe Fassade mit vorgehängten Formelementen aus anodisiertem Aluminium, die Werte wie Zuverlässigkeit, Kompetenz und Beständigkeit vermittelt. Für eine starke Fernwirkung entschied man sich für eine tiefenwirksame, profilierte Fassadengestaltung. Die Fassadenkonstruktion muss dabei gleichzeitig die funktionalen Anforderungen bezüglich thermischer Dynamik, äusserem Sonnen- und Blendschutz, Brandschutz, Akustik, Bauphysik und Unterhalt optimal erfüllen. Das neue Gebäude des medizinischen Zentrums wird das Gesicht der Stadt mit einem modernen und innovativen Erscheinungsbild bereichern.
Im September 2019 konnte im neuen Gebäude bereits der Eingangsbereich mit dem zentralen Empfang, einer Apotheke und einem Take away Café in Betrieb genommen werden. Die offizielle Eröffnung des Spitalgebäudes Horizont fand Mitte Januar 2020 in einem feierlichen Rahmen statt. Nun dauert es bis Sommer 2021, bis das bisherige Bettenhaus vollständig rückgebaut ist und an dessen Stelle ein Konferenzzentrum errichtet werden kann.
Da alle verbleibenden Arbeiten ebenfalls auf dem betriebsamen Spitalgelände stattfinden, müssen die Spezialisten der Steiner AG bis zum Abschluss des Gesamtprojektes im Sommer 2022 strenge Anforderungen in Bezug auf Logistik, Lärm, Vibrationen und Staubemissionen einhalten. Dr. Marc Kohler, CEO der Bauherrin thurmed Gruppe, freut sich sehr, dass der Bevölkerung der Region Frauenfeld und des ganzen Kantons nun ein qualitativ starkes und auf die heutigen und künftigen Anforderungen ausgerichtetes Spital zur Verfügung steht: «Mit dem neuen Spitalgebäude, das von der Steiner AG innerhalb des definierten Kosten- und Zeitrahmens zu unserer vollen Zufriedenheit realisiert worden ist, können wir uns im rasch wandelnden und hoch anspruchsvollen Spitalmarkt gut positionieren und gleichzeitig einen wichtigen Standortfaktor für die Region Frauenfeld schaffen.»
Bauherrschaft: Thurmed Immobilien AG
Architekten: Schneider & Schneider, Aarau
Generalunternehmer: Steiner AG
Bauzeit: Juli 2016 bis Sommer 2022
IN.STAND
Die Messe für Instandhaltung und Services
Datum: 08.-09. Oktober 2024
Ort: Stuttgart (D)