Problematik der Unter- und Mangelernährung

Die Ernährung spielt in Alterszentren, Pflegeheimen und Spitälern eine zentrale Rolle in der Prävention und Prophylaxe von Erkrankungen. Ernährungsmediziner und Wissenschaftler aus Deutschland analysieren die Thematik Unter- und Mangelernährung und schildern die Situation in Spitälern.

Carl Meissner, Claudia Meissner, Markus Seewald, Karsten Ridwelski, Gerd Meissner *

Drei von vier Erkrankungen, die medizinisch behandelt werden müssen, sind in erster Linie ernährungs- und lebensstilabhängig. Patienten, die mit einem normalen Ernährungszustand zur Behandlung ins Krankenhaus kommen, entsprechen 20 Prozent des gesamten Patientenklientels. Sie sind der geringste Teil: Ca. 55 Prozent der Patienten sind übergewichtig und rund 25 Prozent der eingewiesenen Patienten leiden an Unter- beziehungsweise Mangelernährung. Hinzu kommt, dass etwa 75 Prozent aller im Spital stationär betreuten Patienten, einen deutlichen Gewichtsverlust während ihres Krankenhausaufenthaltes haben. Somit muss es das erklärte Ziel sein, Patienten mit erhöhtem nutritiven und metabolischen Risiko so zeitig wie möglich nicht nur zu erkennen, sondern umgehend und befundgemäss die angepasste ernährungsmedizinische (Begleit-)Behandlung ebenso mit zu beginnen.

Die Problematik
Es gibt weltweit keine einheitliche Definition für die Begriffe Unter- und Mangelernährung. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) hat Leitlinien erstellt und erklärt die Unterernährung als Verringerung der Energiespeicher (entspricht reduzierter Fettmasse). Die Mangelernährung kann als

  • Defizit an spezifischen essenziellen Nährstoffen definiert werden. Sie haben signifikanten Einfluss auf die
  • Morbidität,
  • Therapie,
  • Verweildauer im Krankenhaus, die Letalität, und
  • die Lebensqualität des Patienten (Letzteres nicht zu unterschätzen).



Die frühzeitige Erkennung und rechtzeitige Behandlung haben auch Budgetrelevanz. Die Kosten für die Behandlung von Malnutrition, eingeschlossen auch Komplikationen, liegen jährlich bei 9 Milliarden Euro. Klinische Studien zeigen, dass die ernährungsmedizinische Behandlung zu erheblichen Einsparungen führt. Mehr als 200 Studien belegen die Präsenz der Unter- respektive Mangelernährung seit den 70er-Jahren. Dabei wurden Patienten vor Einweisung in das Krankenhaus und während der Behandlung beziehungsweise nach operativen Eingriffen erfasst. Die Ursachen für die Unter- und Mangelernährung sind in unseren Industriestaaten sehr vielfältig und vielschichtig. Es ist unabdingbar frühzeitig diese Mangelernährung und deren Ursache zu erkennen sowie entsprechende Behandlungsmassnahmen einzuleiten. Dies ist eine der Aufgaben des Arztes neben der körperlichen Untersuchung und der Erstellung einer gezielten Anamnese.

Anwendungsmethoden
Um den Ernährungszustand zu bestimmen, gibt es verschiedene Anwendungsmethoden. Durchgesetzt haben sich in den vergangenen Jahren der

  • «Subjective Global Assessment» (SGA),
  • «Nutritional Risk Score» (NRS 2002), und
  • «Mini Nutritional Assessment Score» (MNA).


Letzterer findet bei älteren Patienten Anwendung. Die Verwendung eines dieser Scores und die Bestimmung des Body Mass Index sollten zur Routine bei der stationären Aufnahme eines Patienten gehören, um so früh wie möglich gezielte ernährungsmedizinische Massnahmen ergreifen zu können. Gerade in den operativen Disziplinen ergeben sich neue Herausforderungen, da die demographische Entwicklung in Deutschland immer mehr zu älteren und geriatischen Patienten tendiert. Hier ist nicht nur der behandelnde Arzt gefragt, sondern ein ganzes Team nötig, um diesen Anforderungen hinsichtlich Unter- und Mangelernährung gerecht zu werden.

Ernährungsteam
In deutschen Kliniken zeigen solche «Ernährungsteams» schon gute Erfolge. Diese Teams sind für die Umsetzung der ernährungsmedizinischen Erkenntnisse im Krankenhaus unerlässlich. Sie bestehen aus Ernährungsmedizinern, ernährungsqualifiziertem Pflegepersonal, Ökotrophologen und Diätassistenten. Ihre Struktur, Aufgaben und Organisation sind in Leitlinien bereits festgehalten und durchführbar. Auch die kostenmässige und klinische Effizienz dieser Teams sind in Studien belegt wurden.

Folgen der Unterund Mangelernährung
Unter- und Mangelernährung führen immer zur Verschlechterung der Morbidität und Letalität. Die zusätzlich dafür aufzubringenden Kosten belaufen sich in der Bundesrepublik in Millionenhöhe pro Jahr. Zahlreiche Studien unterstreichen und beweisen, dass die Ergebnisse aus medizinisch-ökonomischer Sicht noch relevanter sind. Die Gabe von Trink-/Zusatznahrung bei Unter- und Mangelernährten ist hoch kosteneffizient und vor allem entlastet es das Budget. Eine frühzeitige Ernährungsintervention für mangelernährte Patienten verkürzt die Aufenthaltstage des Patienten im Spital, nachgewiesen sind durchschnittlich 2,5 Tage, im Vergleich zu Patienten ohne diese Zusatznahrung. Bewiesen ist auch die mittlere Einsparung von 1000 Euro pro Patient bei Gabe von Trinknahrung im perioperativen Bereich. Aufgrund dieser Ergebnisse der Studien und Metaanalysen hat die frühestmögliche Behandlung einer Malnutrition Vorrang bei der angestrebten Einsparung von Kosten im Gesundheitswesen. Die EU kritisierte die hohe Anzahl von unterernährten Patienten in europäischen Krankenhäusern und bezeichnete diese als völlig inakzeptabel. Ungewollter Gewichtsverlust ist oft der erste Hinweis auf eine Krebserkrankung. Dieser kann sich bei fortschreitender Krankheit zu einer irreversiblen Mangelernährung (Tumorkachexie) entwickeln. Wann die Mangelernährung im Krankheitsverlauf entsteht, ist meist nicht zu ermitteln. Sie führt zum Kraftverlust des Patienten, zu längeren Krankenhausaufenthalten, zu einem schlechteren Ansprechen auf Therapien und erhöht Morbidität und Mortalität.

In Anlehnung an die DEGEM-Leitlinie «Enterale Ernährung» wurden grundlegende ernährungsmedizinische Aspekte in operativen Disziplinen bearbeitet. Empirische Beobachtungen zeigen, dass die Prävalenz der Malnutrition von der Tumorentität abhängt. Gerade gastrointestinale Tumore und Kopf-/Halstumore zeigen eher eine Malnutrition als beispielsweise Patienten mit Mammakarzinom. Generell wird eine Verzögerung der postoperativen Nahrungszufuhr bei operativen Eingriffen nicht empfohlen. Die Art der Nahrungszufuhr richtet sich nach dem Allgemeinzustand des Patienten. Operationen am oberen Verdauungstrakt ermöglichen die Nahrung enteral, zum Beispiel über eine Sonde, Patienten nach Operationen am unteren Verdauungstrakt können die Kost meist sofort oral aufnehmen.

Ursachen der Malnutrition
Die Ursachen für die Malnutrition sind sehr verschieden, da auch patientenabhängig. Tumorpatienten nehmen Nahrung schlecht auf, haben eine unzureichende Verdauung und leiden nicht selten an Diarrhoe. Durch den Tumor verändert sich auch der Stoffwechsel der Patienten und sie brauchen mehr Energie. Sie bauen nicht nur Körperfett ab, sondern auch Muskel- und Organmasse. Wichtige Untersuchungen wiesen nach, dass die Muskelkraft schon abnimmt, bevor der Verlust von Muskelmasse messbar ist und mit der Gewichtsabnahme die Abnahme der Muskelhandkraft einhergeht. Da bei Tumorpatienten Ödeme/Aszites dazukommen, wird oft die Gewichtsabnahme nicht sofort registriert. Erst wenn die Flüssigkeitsmengen ausgeschieden sind, wird die Gewichtsabnahme bemerkt. Mehr als 15 Prozent Gewichtsverlust beeinträchtigen die Physis des Patienten, mehr als 30 Prozent führen zum Tod. Die Notwendigkeit der zusätzlichen Ernährung vor einer Operation besteht auch bei Patienten, die nicht unter Mangelernährung leiden. Die Letalität bei Patienten ist höher, die ca. 14 Tage lang ihren Energiebedarf über eine ausreichende Ernährung nicht decken konnten und auch bei Patienten, die ca. 7 Tage keine orale Nahrung aufnehmen konnten. Patienten, die neben dem Krankenhausessen eine (orale) Zusatznahrung (Trinknahrung) erhalten, weisen ein besseres Outcome auf. Dies beweisen hinreichend über 30 Studien aus dem Bereich der Viszeralchirurgie und Traumatologie. Bei Eingriffen dieser Art wird die präoperative Einnahme von zusätzlicher Trinknahrung für 5 Tage empfohlen, es erfolgt damit nicht zuletzt eine gezielte Immunonutrition. Morbidität und Krankenhausaufenthaltsdauer werden gesenkt.

* Dr. med. C. Meissner, Ernährungsmediziner, Klinikum Magdeburg GmbH, carl.meissner(at)klinikum-magdeburg.de Co-Autoren sind: Claudia Meissner, Hochschule Anhalt; Markus Seewald, Hochschule Anhalt; Karsten Ridwelski, Klinikum Magdebur; Gerd Meissner, Carl-von-Basedow Klinikum Saalekreis und Hochschule Anhalt Literaturnachweise befinden sich bei den Verfassern

Heime und Spitäler Ausgabe 4 November 2015

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Bezugsquellenverzeichnis