«Spital der Zukunft» will Patientensicherheit fördern


«Spital der Zukunft» heisst eines der wichtigsten Projekte, welches der Fachverband GS1 Schweiz im Gesundheitsmarkt derzeit verfolgt. Der stellvertretende CEO Valentin Wepfer erklärt im Interview die Zielsetzung der neuen Analyse-Methode IXPRA und wie sie im Alltag von Heimen und Spitälern künftig angewendet werden kann. Und: Die Schweizer Innovation soll über das internationale Netzwerk von GS1 dereinst weltweit zum Einsatz kommen.

Interview: Christoph Hämmig

Vor zwei Jahren hat GS1 Schweiz zusammen mit Economiesuisse das Projekt «Spital der Zukunft» lanciert. Worum geht es konkret?
Valentin Wepfer: Es ist unsere Absicht, im und rund um das Spital Verbesserungspotenzial zu lokalisieren und umzusetzen. Ausgangspunkt ist immer, die Patientensicherheit sicherzustellen und zu verbessern. Wir agieren auf drei Ebenen: Erstens werden die Betroffenen in die Untersuchungen eingebunden. Nur wenn alle Beteiligte ein gemeinsames Verständnis entwickeln, können dauerhafte Verbesserungen erzielt werden. Zweitens geht es darum, möglichst alle systemischen und kulturellen Barrieren im Tagesgeschäft aufzuheben. Mehrfacherfassungen, Missverständnisse in der Kommunikation und unsichere Kommunikationsmittel werden systematisch analysiert und auf ihre Tauglichkeit untersucht. Und drittens suchen wir die Kooperation mit Systemanbietern und Dienstleistern, damit sich das Verbesserungspotential im Spital auch umsetzen lässt.

Haben Sie dazu ein Beispiel?
Valentin Wepfer: Das Gesundheitswesen ist keine klassische Wertschöpfungskette, bei der die Rollen des Verkäufers und des Käufers beziehungsweise des Kunden klar geregelt sind. Leistungsempfänger, Leistungserbringer und Leistungszahler sind verschieden und verfolgen naturgemäss unterschiedliche Ziele. In einer solchen Konstellation führt eine undurchlässige Kommunikation unweigerlich zu Fehlern und Missverständnissen und damit zu Ineffizienz. Mit unserem Ansatz wollen wir ge nau hier ansetzen, in der Zusammenführung der Interessen, zum Wohle des Patienten.

Wie schätzen Sie das Gesundheitswesen im Vergleich zum Detailhandel ein?
Valentin Wepfer: Der Status quo des Gesundheitswesens lässt sich in grossen Teilen mit der Situation im Konsumgüterbereich vor 40 Jahren vergleichen. Damals gab es dort noch keinen Barcode und keine EDI-Meldung. Nun geht es darum, einheitliche, global etablierte Standards durchgehend einzuführen, um, wie erwähnt, die Effizienz zu steigern, die Fehlerquote zu senken und so auch die Patientensicherheit zu erhöhen.

Wie wollen Sie die Spitäler für dieses Vorhaben motivieren?
Valentin Wepfer: Der Leidensdruck steigt und der globale und lokale Wettbewerb nimmt auch im Gesundheitswesen zu. Spätestens mit der Einführung Fallpauschale SwissDRG sind sich die Spitäler bewusst, dass man sich für die Zukunft neu ausrichten muss. Wir stellen fest, dass das Interesse an unserer Arbeit gross ist. Die Betroffenen sind durchaus motiviert, Arbeitsabläufe zu überarbeiten und Standards zu nutzen und einzuführen.

Warum involviert sich GS1 Schweiz in diesem Projekt so stark?
Valentin Wepfer: Die Gesundheitsakteure im Markt – dazu gehören Unternehmen im Bereich Medizinaltechnik und Pharma sowie die Spitäler – haben sich auf globaler Ebene für das GS1-System entschieden. Zudem haben verschiedene Regierungen – darunter jene der USA und in EU-Staaten – beschlossen, Vorschriften zur eindeutigen Identifikation und Rückverfolgbarkeit von Medizinalprodukten einzuführen. GS1-Standards entsprechen den extrem hohen Anforderungen dieser Behörden. Wir wollen daher unsere Verantwortung wahrnehmen und die Einführung unserer bewährten Instrumente im schweizerischen Gesundheitswesen weiterhin vorantreiben.

Schon im letzten Jahr schrieb GS1 Schweiz in einem Newsletter zum Thema «Spital der Zukunft»: Erste Erkenntnisse zum Sparen sind greifbar. Welche sind das konkret?
Valentin Wepfer: Präzision in der Supply Chain. Wenn bezüglich Datenfluss durchgängige Informationssysteme vorhanden sind, können Spitäler Vorräte reduzieren und die Verfügbarkeit der benötigten Artikel erhöhen. Eine effiziente Lager-Bewirtschaftung ist effizient, womit sich Kosten einsparen und Fehler vermeiden lassen.

Wie hoch ist die Einsparung in Franken ausgedrückt?
Valentin Wepfer: Aufgrund einer nicht repräsentativen Umfrage liegen in der Schweiz die Erwartungen der Akteure zwischen einer und zehn Milliarden Franken. Der hiesige Gesundheitsmarkt wendet pro Jahr rund 65 Milliarden Franken auf. Da ist eine Milliarde weniger natürlich schon substantiell – und zehn Milliarden wären noch schöner. Aber ich möchte betonen: Die entwickelte Methode soll nicht primär Kosten sparen. Im Vordergrund stehen die Verbesserung der Effizienz, Qualität und damit die Patientensicherheit. Kosteneinsparungen sind ein willkommener Zusatzeffekt.

Wo steht das Projekt heute?
Valentin Wepfer: Die Methode, die wir IXPRA (Abkürzung von «Interface Crossculture Process Analysis Tool», Anm. der Red.) nennen, haben wir mit Professor Dr. Jürgen Holm an der Berner Fachhochschule, dem Wirtschaftsdachverband Economiesuisse und zehn führenden Unternehmen aus dem Gesundheitswesen entwickelt. Im Zentrum von IXPRA steht eine Analyse-Methode. Diese erlaubt den Akteuren, einen Arbeitsablauf – also einen Prozess – zu erfassen und dabei alle Aspekte zu berücksichtigen: sei dies beispielsweise auf einer Station, in der Medikamentenabgabe etc. Also nicht nur die Handlung an sich, sondern alle damit verbundenen Sicherheits- und Administrationsaspekte. In der Zwischenzeit wurde IXPRA auch in zwei Spitälern getestet – mit Erfolg.

Welche Unternehmen waren bei der Entwicklung konkret involviert?
Valentin Wepfer: Uns war es ein Anliegen, dass wir die Sichtweise möglichst vieler Beteiligten am Prozess einholen konnten: von Vertretern aus Spitälern, Krankenkassen, über die Bereiche Pharma, Logistik bis hin zur Medizintechnik und Datenlieferanten. So gehörten zur Entwicklungsgruppe das Universitätsspital Basel, das Inselspital Bern, Helsana, KPT, B. Braun Medical, Janssen-Cilag, MediData, HCI-Solution und Roche. Eine zentrale Rolle spielte die Berner Fachhochschule beziehungsweise die Professoren Dr. Jürgen Holm und Michael Lehmann. Der gesamte Entwicklungsprozess dauerte rund eineinhalb Jahre.

GS1 Schweiz ist in die global tätige Organisation GS1 eingebunden. Steht IXPRA schon in anderen Ländern im Einsatz?
Valentin Wepfer: Nein, noch nicht. Die Methode ist eine Schweizer Entwicklung – wir erwarten aber, dass sie dank dem GS1 Netzwerk künftig international eingesetzt werden kann. Bei IXPRA geht es rein darum, Prozesse ganzheitlich, von High-Level bis ins Detail zu analysieren, Schwächen und Potenziale einfach zu erkennen und die optimalen Prozesse zu designen und dokumentieren. Im gleichen Zug wird so ersichtlich, wo genau die GS1-Standards und Prozessmodelle eingesetzt werden können. Wenn die Standards richtig eingesetzt werden, können beispielsweise Implantate oder Medikamente von der Herstellung bis zu deren Einsatz rückverfolgt werden. IXPRA kann genauso in Heimen oder Dienstleistungsbetrieben genutzt werden.

Kann IXPRA jetzt im grossen Stil eingeführt werden?
Valentin Wepfer: Im Prinzip ja. Wir sprechen auch mit verschiedenen Beratungs- und Lösungsanbieter, die sich für IXPRA interessieren. Der nächste Schritt ist die Life-Einführung, die uns wertvolle Erfahrungen bringen wird. Bis Anfang 2015 sind wir dann soweit, dass wir für interessierte Spitäler, Heime und Berater die entsprechende Schulung anbieten können, um die IXPRA-Methode einzuführen.

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Bezugsquellenverzeichnis