Aus der im Jahresbericht der SGVC veröffentlichten Umfrage geht auch hervor, dass sich die Chirurgen politisch schlecht repräsentiert fühlen. Über die Hälfte gibt an, dass sich keine Partei für ihre Anliegen einsetzen würde. Am ehesten traut man noch der FDP zu, eine Lanze für die Ärzteschaft zu brechen. Fünfzig der insgesamt 224 Bauchchirurgen, die an der Umfrage mitwirkten, gaben ihr die Stimme.
Den grössten politischen Handlungsbedarf sehen sie im Kampf gegen die ausufernde Bürokratisierung. Was darunter konkret zu verstehen ist, verdeutlichen mehrere Beispiele aus dem Alltag von Assistenzärztinnen und -ärzten, die im Jahresbericht der SGVC aufgeführt sind. Siebzig bis achtzig Prozent ihrer Zeit verbringen die angehenden Viszeralchirurgen mit administrativen Tätigkeiten: Termine organisieren, Datenbanken bewirtschaften oder Berichte einscannen prägen ihren Alltag.
Nicht-medizinische Tätigkeiten sollen delegiert werden
Professor Antonio Nocito, Chefarzt Chirurgie am Kantonsspital Baden (KSB) und Präsident der SGVC, fordert denn auch ein Umdenken. Nicht-medizinische Tätigkeiten sollen konsequent an andere Berufsgruppen abgegeben werden, damit sich die Viszeralchirurgen auf ihr Kerngeschäft im OP-Saal und bei der Patientenbetreuung konzentrieren können. Auch die Ausbildung der Assistenzärzte könnte so in einer 50-Stunden-Woche gewährleistet werden:
«Studien zeigen, dass es bei den Chirurgen eine Korrelation gibt zwischen Burnout-Quote und administrativem Aufwand. Anstatt sie also mit zusätzlichen regulatorischen Vorschriften, deren Nutzen für die Patienten meist gegen Null tendieren, und einer Verschärfung des Arbeitsgesetzes zu knebeln, wäre es sinnvoller, sie von administrativen Arbeiten zu entbinden», schreibt Nocito im Editorial des Jahresberichts der SGVC.
Finanzierung durch die Kantone
Gefragt seien daher neue Jobprofile an der Schnittstelle zwischen Medizin, Pflege und Verwaltung. Gemäss der SGVC haben Pilotprojekte an verschiedenen Spitälern zu ersten positiven Resultaten geführt.
Die Finanzierung dieses Personals solle über eine Erhöhung der gemeinwirtschaftlichen Leistungen (GWL) durch die Kantone erfolgen, welche die die Ausbildung der Assistenzärzte bereits heute finanziell unterstützen. „Dies hat natürlich seinen Preis“, sagt Nocito. „Aber es kommt die Gesellschaft immer noch günstiger zu stehen, als wenn Ärztinnen und Ärzte wegen Burnouts krankgeschrieben werden oder nach ihrem teuren Studium den Bettel hinschmeissen.“